Montag, 4. Juni 2007

Tagebuch vom Asgarbfonna

Ein weiterer Tag auf Asgarbfonna.

Wir laufen jetzt schon seit drei Tagen über die arktische Eisfläche im Norden von Spitzbergen. In meinem letzten Blog habe ich über den Sommer geschrieben, darüber, daß wir in T-shirt unterwegs waren und daß wir im Gras gelegen haben...
Jetzt bekommen wir eine andere Seite des Sommers in Svalbard zu spüren. Blaue Wolken hängen über der Insel, und da wir in einer der höchsten Gegenden sind, befinden wir uns in der Mitte der Wolken. Die Feuchtigkeit zusammen mit dem Wind, der über dieses endlose weiße Gebiet bläst, läßt alles andere als ein T-shirt willkommen heißen. Die weiße Umgebung wird nur ab und zu von einer Aussicht unterbrochen, ansonsten sind das einzigste, was eine Abwechslung in dieser fortlaufenden Unendlichkeit bietet, einige Ausrufe wie "einen Schritt nach links!" und "ppc" und " fünf Minuten Pause!"
Diese Ausrufe sind die am meisten gebrauchten Worte, seitdem wir hier draußen während der letzten zwei Monate Ski fahren: jede halbe Stunde wird die "Pole Position Change" (ppc) ausgerufen, der Erste, der Führer, der die Spur manchmal in tiefem Schnee macht, wechselt nach hinten und jede Stunde haben wir eine "fünf Minuten Pause", die ungefähr meistens zehn Minuten dauert, und dann kommen die anderen Ausrufe von der ersten Person in der Schlange, die für die Navigation zuständig ist, und den Kurs mit dem Kompass bestimmt und die ganze Gruppe dirigiert. So laufen wir Stunden um Stunden in den Wolken auf unserem Heimweg. Meine Gedanken wandern sowohl in die Vergangenheit, als auch in die Zukunft, ich denke dabei an Personen , die ich getroffen habe, an mein Leben mit Tagträumen, die von der Zukunft handeln, und wie schön es sein wird, nach Hause zu kommen, zu hause mit meiner Familie eine Tasse Kaffee zu trinken, oder ein Bier mit meinen Freunden, oder an andere Reisen, die ich im Sommer machen möchte.
Aber jetzt bin ich hier in Asgarbfonna, und wenn auch das Ski fahren manchmal schwerfällt, und wir in den Wolken stecken, so bin ich doch froh hier zu sein und der Gedanke irgendwo anders zu sein ist absurd, und nach jedem schlechten Wetter kommt gutes Wetter und die Mitternachtssonne wärmt uns, und wenn die Wolken verschwinden, können wir die wunderschönen Berggipfel sehen.

Hella.

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