Donnerstag, 31. Mai 2007

Von Beach Boys zu Eiszapfen

Letzte Woche standen wir an dieser Stelle noch in Boxershorts. Heute würde diese Kleidung den sicheren Tod innerhalb einer halben Stunde bedeuten. Ein kalter Tag, das ist sicher, trotz der relativ milden absoluten Temperatur. Denn der Sommer ist schon fast hier angekommen (obwohl es auch Leute gibt, die meinen daß es hier in Svalbard nie Sommer ist). Vor allem ist es wichtig, sich durch thermische Regulation im Gleichgewicht mit der Umgebung zu halten. Man könnte sogar behaupten, daß der wichtigste Aspekt des arktischen Reisens die thermische Regulation ist, die einen warm und trocken hält, bei der richtigen Wahl der Kleidung. Klingt einfach? Ist aber nicht!Zunächst braucht man mehrere Kleidungsschichten, wie eine Zwiebel.



Die unterste Schicht direkt am Körper, zum Beispiel "Devold Thermal Underwear", ist inzwischen schon vollgesogen mit dem Gestank, der davon kommt, daß man 2 Monate immer das gleiche anhatte. Ihr Hauptzweck besteht darin, dieFeuchtigkeit von der Haut fernzuhalten. Eine Freundin aus Nordnorwegen hat mir einmal gesagt: "Wenn man schwitzt , ist man tot", und ich bin mir sicher, sie hat damit keine Partie Squash gemeint. Hier draußen ist es der Schweiß, der als erstes friert, und dann wie ein Eispanzer um einen herum liegt. Man kann schneller erforen sein,oder sich zumindest ziemlich mies fühlen, als man "Eis ist schön" sagen kann.

Aber laßt uns zu unserer Zwiebel zurückkehren, die Isolierschicht ist das Wichtigste bei der thermischen Regulierung. Die zweite Schicht ist dafür da, dich warm zu halten, dafür kommt alles von Wollpullover bis Fleece in Frage. Man kann hier auch mehrere Schichten tragen, aber man muß daran denken, was passiert, wenn man schwitzt.

Zuguterletzt, die äußerste Schale. Sie muß dich vor Schnee, Wind und Kälte schützen und trotzdem den Schweiß herauslassen. Unter unseren Bedingungen werden alle äußersten Schichten früher oder später zu Eispanzern, aber solange sie die Kälte abhalten, ist es in Ordnung.

Also, warum ist das alles so relevant? 1000 Meter tiefer, an den mediterranen Küsten von Wijdefjorden, blühen die Blumen und die Rentiere grasen, aber hier oben haben wir die Sonnencreme und die Sonnenbrillen gegen Gesichtsmasken und Skibrillen ausgetauscht. Um es ganz offen zu sagen, müssen sich die Rentiere um die thermische Regulierung keinerlei Sorgen zu machen, weil die Natur sie dazu bestimmt hat, hier zu leben. Im Gegensatz dazu sind wir nur 5 (und ein halber) kleine Fremde in einer Umgebung, in der einen schon ein einfacher Schneesturm in die Knie zwingen kann. Zugegeben, die Pulkas bergauf in einem halben Meter schwerem Neuschnee zu ziehen, ist für niemanden ein Vergnügen. Hier ist es einfach zu verstehen, wie man Respekt gewinnt vor der Schneekönigin und ihrer Umgebung. Nun wißt ihr, warum man thermische Regulation braucht, was sie bedeutet, und ihr wißt auch, was ohne sie passiert......

Einer der gefrosteten Fünf.

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