Donnerstag, 26. April 2007

Das Leben ist wie ein Zelt, es hat 2 Türen!

Spaß (und Philosophieren) beiseite, die FrozenFive wollen sich mit diesem neuen Gruppenansatz mal auf praktische Informationen aus dem "Entdecker"-Leben konzentrieren: die inneren Stimmen aus dem Inneren der Zelte.



Wo soll man da anders anfangen als bei den Innenzelten selbst? Wie zum Beispiel wer sich mit wem über was unterhält, wer "PBM" benutzt (eine feutigkeitsspendende Lotion, die den Geruch etwas reduzieren soll) (Warmduscher! AdR) und warum die zwei Küken der Gruppe erst letzte Woche ihren zweiten Zelteingang entdeckt haben.

Fangen wir mal mit André an: Er bleibt draußen, bei Schneefall oder Sonnenschein, geschützt hinter einer Wand aus Schnee, die wir jeden Abend für ihn bauen. Dann haben wir noch "Romeo" (früher einmal Zelt 2) mit Hella und ihren zwei Jungs, Mats und Ulli. Dann gibt es noch das "Kinderzelt", das liebevoll "Juliet" genannt wird und von Lucas und Kim bewohnt wird.

Da haben wir also zweimal ein zu Hause mit viel, viel Platz (jedes Zelt ist eigentlich für 4 Leute ausgelegt) und jeweils zwei Eingängen, das uns einen praktischen Unterschlupf bietet. Das Tunnel-design mit den zwei Apsiden und die funktionelle Austattung sind optimal für arktische Bedingungen. Wir bauen uns jeden Abend eine kleine Küche mit einem Regal und einem Kocher, und vergrößern den Platz in der Apsis indem wir ein Schneeloch schaufeln.

Die alltäglichen Tätigkeiten nehmen beim Leben im Zelt viel Zeit in Anspruch. Es gibt natürlich mehrere Philosophien wie man den Schnee für Trinkwasser und zum Kochen am besten schmelzen kann, wie unsere beiden Zelte "Romeo" und "Julia" zeigen. Die Montagues benutzen ihren Kocher im Innenzelt bei Temperaturen um 15°C. Im Gegensatz dazu bevorzugen es die Capulets, ganz nach dem großen Entdecken Fridtjof Nansen, sich lange Bärte wachsen zu lassen und in der Apsis zu kochen. Lucas ist für das Frühstück zuständig, Kim für das Abendessen.




Abschließend kann man nur noch Lucas zitieren: "Im Zelt verbringen wir 2/3 unserer Expedition...". So wächst uns unsere kleine "Heimat" doch ans Herz :-)
Die F5

SMS von Lucas

"Wir sind am 22. April am Südkap angekommen. Um Ulli und mich gebührend zu feiern sind wir in einem Loch am Rand des Packeises baden gegangen. Bussi Lucas"

White out

Das weiße Nichts, ein Gefühl von durchdringendem Weiß. Wie ein Milchbrei. Eine Welt ohne jeden Fixpunkt: Ohne oben, ohne unten, nur mit einer Spur hinter uns. Vorne, da ist alles weiß. Da ist nichts, oder könnte dort alles sein? Könnte vor mir alles existieren?



Die Zukunft ist unsicher, der nächste Schritt könnte aufwärts gehen, oder er könnte abwärts gehen. Ohne einen Fixpunkt verschwinden Raum und Zeit. Die Gedanken fangen an sich zu drehen. Ist dort ein Berg vor dir oder beginne ich zu fantasieren? Wo gehe ich gerade hin? Meine Augen suchen ständig einen Punkt, auf den sie sich fixieren können, aber alles ist weiß, nur weiß. Aber da ist etwas, ein kleiner Punkt. Ich fixiere ihn, es ist schwer, nein, da ist nichts. Das kleine Etwas ist nur ein Fleck auf meiner Sonnenbrille.

Mich vorwärts kämpfend, beginne ich zu schwitzen. Es könnte aufwärts gehen weil ich schwitze, und dort vorn, weit entfernt, sind die Umrisse eines Berges, etwas auf das sich meine Augen und Gedanken richten lassen. Dann verschwindet es. Wieder einmal bin ich alleine in der total weißen Welt und ich würde mich wahrscheinlich fürchten, wenn da nicht eine Spur hinter meinen Skieren bliebe, und wenn die vier anderen nicht in dieser Spur folgen würden. Das ist es, was mich in die richtige Richtung gehen läßt. Und von hinten zeigt mir Ulli wo ich hingehen muß. Wieder einmal bin ich vom richtigen Kurs abgekommen.

Ich richte meine Skier neu aus, ich drehe meinen Kopf zum weißen Nichts vor mir. Zu meiner Seele und mir selbst. Lenke meinen Geist wieder zu der weiße Welt, wo nur meine eigenen Gedanken halt geben.

Es ist immer noch weiß dort vorn, White out.

Mats

P.s. "White out" ist ein Ausdruck für das Zusammentreffen von
Schneefall und Nebel, das die Sicht extrem verringert, und
zusammen mit dem Schnee, der die Landschaft bedeckt, alles weiß macht.

Freitag, 20. April 2007

Das Leben, das Universum und der ganze Rest

Neueste Neuigkeiten aus der Arktis:

Ich habe den Sinn des Lebens entdeckt!

Naja, nicht wirklich, zumindest noch nicht. Aber jetzt wo ich Eure volle Aufmerksamkeit habe kann ich über die wirklich wichtigen Dinge reden, zum Beispiel wie's ist den wilden Süden von Spitzbergen auf Skiern zu durchqueren, und wie ich dem Gewicht meiner beiden Pulkas "Bozena" und "Lyyli" stand halte, und über die immer wiederkehrende Frage aller Fragen: Warum mache ich das ganze?

Jetzt wo wir in Richtung Süden unterwegs sind, fühle ich die Spannung in mir ansteigen. Wir haben ein Ziel, das einsame Südkapp! Der Punkt, an dem rein geographisch die meisten von uns ihrem zu Hause am nächsten sind, und doch einer der entlegensten Orte unserer Tour.

Das Südkapp ist noch mindestens 3 Tagesetappen entfernt. Heute haben wir die Grenze zu Sørkapp-Land überschritten. In einem Labyrinth aus Schmelzwasserbächen haben wir zum Empfang frische Eisbärenspuren entdeckt, und das uns nur zu gut bekannte Whiteout gibts hier auch. Diese letzte Grenze ist wirklich was ganz besonderes!

Jeder von uns hat seine eigene Stategie mit den Stapazen zurecht zu kommen. Für mich läufts darauf hinaus, es jedesmal zu genießen einen Schritt vor den anderen zu setzen. Ich kann nicht leugnen daß so mancher Schritt einem ganz schön zu schaffen macht, aber wenn Körper und Geist in Einklang stehen wirds zumindest machbar.

Aber warum das alles, wenn es so eine Stapaze ist?
Um ehrlich zu sein: Das Leben hier draußen ist der einzige Weg, dem echten Leben zu entkommen, mit seinen Unzählbaren Stolpersteinen und sozialen Erwartungen. Hier vereinfacht sich mein geschaftiger Lebensstil auf drei Dinge: Essen, schlafen, laufen, nach Wichtigkeit geordnet. Der ganze Comfort, den ich aufgebe um der Natur gehorchen zu müssen, ist nur ein kleiner Preis.

Gefahren: ein viel diskutiertes Thema bei Expeditionen, manchmal vielleicht etwas übertrieben (zum Beispiel Angriff von Eisbären), aber dafür unter anderen Umständen eher wenig beachtet (zum Beispiel von einem Auto überfahren zu werden). Und ob ihrs glaubt oder nicht, ich mache mir mehr Sorgen über die, die mir am Herz liegen, als über mich selbst hier in Sørkapp-Land. Immerhin habe ich hier vier Freunde und unseren Hund André die mich beschützen.

Ich denke an Euch, schicke etwas Eiszauber rund um die Welt, und wünsche Euch einen schönen Frühling (Herbst für die Kiwis).

Kim

PS.: Last but not least, die grosse Neuigkeit: Wir haben den König der Arktis gesehen. Wir müssen allerdings recht sonderbar riechen, weil er einen große Bogen um uns gemacht hat. Er ist nicht näher als ca. 1,5km an uns heran gekommen.


NB vom Blog-team: Die Nachricht wurde am 19.4. um 23:30 gesendet.


PPS von Mathias: Die Antwort war 42.

Dienstag, 17. April 2007

Zeit und Raum

In den letzten drei Tagen haben wir einen sehr speziellen arktischen Cocktail genossen, den ich "WSS" nenne: 1/3 Wind, 1/3 Sturm, 1/3 Schnee. Endlos ziehen wir unsere schwer beladenen Pulkas um den Hornsundfjord herum, und versuchen unseren Weg zum Südkap zu finden.

Das Vorankommen ist recht schwer, da wir uns durch tiefen und frischen Schnee wühlen müssen. Unsere arktische Karavane bewegt sich schwer und langsam vorwärts wie eine Elefantenherde.



Aber was in aller Welt gibt uns die Energie diese sinnlose Suche in dieser gefrorenen Wüste Spitzbergen fortzusetzen? Neugierde ist sicherlich einer der Hauptgründe, weiterzugehen. Wir sind permanent neugierig zu entdecken, was sich hinter dem nächsten Berg versteckt und welche arktischen Wunder auf uns warten. Jeder achtet besonders auf das, was uns die Wissenschaft gelehrt hat.

Kim, der Geologe, kann uns die Geschichte der Berge erzählen, indem er die Struktur der Steine beobachtet. Mats, der Biologe, liest die Fährten der "Ptarmiganen" (Schneehühner, AdR), den einzigen Vögeln, die in der Arktis überwintern. Hella, die Meteorologin, interessiert sich für "Zaturgis", besonderen Schneestrukturen, die vom Wind geformt werden. Ulli, der Glaziologe, verfolgt den Fluss der Gletscher und kann Gletscherspalten vorhersagen. Und mein wichtigstes Interesse gilt dem Meereis. Nur ein paar Zentimeter Eis, das Fjorde und Buchten abdeckt, sind notwendig, um uns neuen unendlichen Raum zu eröffnen und das Eis leicht zu überqueren.

Aber wir müssen vorsichtig sein!!!!!!!

Um uns in der arktischen Welt zurechtzufinden müssen wir auf der Hut sein und schnell vom beschaulichen Naturbeobachen auf voll Konzentration umschalten, um Gefahren wie Eisbären, Gletscherspalten oder Frostbeulen zu erkennen und zu vermeiden. Wenn ich müde bin vom Laufen und jeder Schritt eine Qual ist, versuche ich mich ganz auf den Moment zu konzentrieren, um mich von der rauhen Realität abzulenken, um den Schnee, der permanent
in mein Gesicht schlägt und den Wind, der jegliche Wärme aus mir heraussaugt, zu vergessen, damit ich die gesamte Umgebung, durch die wir uns bewegen, genießen kann.

"In jedem Moment liegt ein Stück Unendlichkeit"

Wie Sylvain Tesson, als er die Wüste Oustiourt in Kasachstan bei +45°C zu Fuß durchquerte, versuche auch ich mich auf mich selbst zu konzentrieren, um Raum und Zeit als Ganzes zu vergessen.

"Hier und Jetzt, in diesem Universum, herrscht ewige Ruhe, da weder Wind noch Sturm, der Realität entrückt, existieren können."

Lukas

Samstag, 14. April 2007

Wir folgen den Gesetzen der Natur...

Vor zwei Tagen, am Mittwoch morgen, verließen wir die polnische Station mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Weinend, weil es traurig war, die Zivilisation hinter sich zu lassen, lachend, weil wir uns auf die Fortsetzung unserer Tour freuten. Nur im Moment kommen wir nicht so gezielt vorwärts, wie in den letzten zwei Wochen. Besonders deshalb, weil die Eisbedingungen am Hornsund dieses Jahr äußerst schlecht sind. Zunächst entschieden wir uns an der Küste vom Hornsund entlang zu gehen und zu versuchen den Fjord weiter östlich zu überqueren. Deshalb haben wir den Gletscher Hansbreen gequert und sind durch eine schmale Rinne bzw. Schlucht bis zur nächsten Bucht gegangen. Am Ende der Schlucht mußten wir unsere zusätzlich schwer beladenen Pulkas einen 10 Meter hohen Absatz hochhiefen und nach einigen Versuchen fanden wir heraus, daß es am einfachsten ist wenn alle zusammen jede Pulka hochziehen.

Das Meereis in der Bucht war cirka 20 cm dick, und bestand aus kleinen zusammengefrorenen Treibeisstücken. Wir hatten überlegt, ob wir die Bucht mit Pulkas überqueren können. Aber die Entscheidung wurde uns am nächsten Morgen abgenommen, weil das Eis über Nacht aufgebrochen war, und deshalb gar nicht daran zu denken war die Bucht zu überqueren. Svalbard hat uns mal wieder gezeigt, daß die Natur hier über uns bestimmt, und wenn sie nicht will, daß wir einen Weg gehen, müssen wir umkehren und uns eine andere Route suchen. Deshalb sind wir wieder auf den Hansbreen Gletscher zurückgegangen, und planen auf dem Gletscher soweit nach Osten zu gehen, bis wir die Route treffen, die als Rückweg vom Südcap in Richtung Norden geplant ist, an dem unser Lebensmitteldepot liegt. Wir werden versuchen, auf diesem Weg das Südcap zu erreichen. Nicht nur die Route, auch das Wetter ist nicht vorrauszusehen. Heute entschieden wir uns, im Camp zu bleiben, da die Temperaturen über Null Grad geklettert sind und es zu regnen begonnen hat.

Aber trotz aller Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, bin ich sehr froh, wieder auf den Skiern zu stehen und ins Zelt zurückzukehren, nach zwei Tagen Zivilisation fühlt man sich da wieder wie zu Hause.

Hella

P.S. Ulli lädt jeden zu seiner Geburtstagsparty am 26. April ein. Den Ort findet ihr auf der tracer-karte. Geburtstagsgeschenke sind willkommen, aber nur, wenn sie bekömmlich und essbar sind!

Dienstag, 10. April 2007

Mail von Hella aus Hornsund



Wohl etwas überrachend eine Mail von mir zu bekommen - keine Angst, ich bin nicht zurueck in Longyearbyen, sondern wir sind in der polnischen Forschungsstation in Hornsund, und haben hier sogar Internet! (Neben warmen Räumen, Dusche und Essen.. ein Luxus..).

Somit habe ich die Gelgenheit einen ersten Bericht persoenlich von mir zu schicken:

Unser Start vor fast 2 Wochen in LYB war sehr aufregend, etwa 50 leute hatten sich vor dem Unis Gebaude versammelt um uns zu verabschieden. Mit den Worten "ich weiss nicht wo ihr hingeht, wir gehen Richtung sueden! Bis sommer!" sind wir losgezogen, es war wirklich ein toller Start. Seitdem sind wir 12 Tage unterwegs gewesen bis wir hier in Hornsund angekommen sind, 3 tage schneller als geplant, dank sehr gutem Wetter und optimalen Bedingungen.



Die ersten 2 Tage sind wir an der Scooter-"autobahn" richtung Svea entlang gegangen, und es war sehr schoen diese Strecke am 3.Tag zu verlassen. Die Pulka war gerade am Anfang fuer mich ziemlich schwer, obwohl ich wohl eine etwas leichtere habe als die "Jungs". Aber mit der Zeit ging es ganz gut, und gluecklicherweise hat sich mein Knie nach etwa 2 Tagen an die Belastung gewoehnt, so dass ich damit soweit keine Probleme hatte! Dann haben wir den Van Mijenfjord ueberquert, zum Glueck bei gutem Eis genauso wie spaeter Van Keulenfjord. Dazwischen lag ein Tag mit schlechtem Wetter, wir hatten unser Camp auf einem Pass zwischen den beiden Fjords, und auch wenn es kein wirklich schlimmer Sturm war entschieden wir den Tag im Zelt zu bleiben.



Seit der Ueberquerung von Van Keulen sind wir auf den riesigen Gletschern unterwegs, und die Landschaft ist einfach umwerfend wahnsinnig schoen!! Seitdem habe ich auch wieder das Gefuehl so richtig hier angekommen zu sein, und kann die Tour so richtig geniessen.



Auch mit dem Team klappt es sehr gut soweit, wir verstehen uns alle soweit gut und schaffen es gut zu koordinieren. Ich teile das Zelt mit Ulli und Mats und wir haben inzwischen schon ganz gute Routinen- auch wenn wir riesige Zelte haben ist es mit 3 Leuten teils etwas eng und man muss sich arrangieren wer wie wann sich bewegt. Bei den Temperaturen soweit (nachts oft bis -30 Grad) braucht auch alles so seine Zeit, vor allem Wasser schmelzen und kochen, so dass wir auch wenn wir um 7 aufwachen erst um etwa 10:30 losgehen koennen und am Abend auch einige Stunden brachen. Da wir zu dritt sind wechseln wir uns immer mit dem Kochen ab, so dass man 2 "freie" Abende zum Tagebuch schreiben ect. hat, und vor allem schoen, an 2 von 3 Morgen das Fruehstueck quasi in den Schlafsack serviert bekommt (was bei -25 Grad ein nicht zu unterschaetzender Faktor ist).



Mein Schlafsack ist zum Glueck auch warm genug, nur wird er wie anderes sehr eisig von aussen, aber in der Sonne am Tag laesst er sich gut trocknen auf der Pulka. Hier hatten wir zum Glueck nun die Gelegenheit uns und unsere Ausruestung zu trocknen und zu sortieren, und vor allem die Unmassen an Essen aufzuladen fuer die naechsten 27 Tage. Die Route wird von hier weg wohl etwas schwieriger werden, nur wenig Eis in dem Fjord hier (Hornsund), so dass wir unseren Weg entlang und aussenrum finden muessen. Wenn wir die andere Seite erreicht haben sollte es wieder einfacher sein, und wir folgen den grossen Gletschern noch etwa 40- 50 km bis zum Suedkapp. Aber dass werdet ihr ja weiterhin mitverfolgen koennen...

Auch unser Hund, Andre, ist super zu haben, er zieht eine ganze Menge Gewicht und hoert sehr gut - und ist immer fuer eine Streicheleinheit zu haben, ein wirklich lieber und treuer Kamerad.



Alles in allem geht es mir also sehr gut, und ich freue mich auf die naechsten Wochen der Tour. Vielen Dank fuer alle Nachrichten die geschickt wurden!!!!

Hella

p.s. von Mathias: Ein Paar Photos haben die FrozenFive auch gleich mitgeschickt.
Die Photos in diesem Post sind also aktuell und nicht aus dem Archiv.
(Es lohnt sich einmal auf das letzte zu klicken um es vergroessert anzuzeigen ;-)

Eine Nacht in der Hornsund-Villa


Eine schnelle Nachricht von der Hornsund Forschungsstation: Tatsächlich! Sogar hier inmitten dieser arktischen Wüste verbindet uns das Internet mit der ganzen Welt.
Wir sind hier am Montag spätnachmittag angekommen und wurden gleich herzlich empfangen. 10 Minuten nachdem wir im Haus waren haben sie uns schon eine ausgiebige warme Mahlzeit serviert!
Hornsund ist eine relativ kleine Forschungstsation, auf der nur 8 Leute überwintern. Zur Zeit befinden sich 12 Leute hier.
Die Polnischen Forscher sind sehr offen und haben uns herzlich empfangen. Wir freuen uns sehr, daß wir sie kennen gelernt haben. Das Leben hier ist so anders als das in Longyearbyen. Es ist eine einmalige Chance für uns hier zu sein, die Menschen hier zu treffen und für eine kurze Zeit ihre Art von Leben mitzuleben. Die Gegend um Hornsund ist komplett für Scooter und Touristen gesperrt. Hier gibt es nur Wissenschaftler.
Ich habe mir den Blog angeschaut und will hier mal dem Supportteam danken, das ihn immer auf den letzten Stand bringt. Es ist wirklich toll, daß wir dieses Informationsnetzwerk rund um unsere Expedition haben.
Besonders die "Swiss Pools" Geschichte war wirklich super! (Bitte in Englisch nachlesen, AdR). Ich habe auch auf unserer Webseite nachgeschaut: es sind schon 700 Leute pro Tag diese Woche, die uns hier "besuchen"!
Jetzt muß ich leider ins Bett gehen, glaube ich, weil meine Nasenspitze sich schon der Tastatur nähert. Alles läuft so gut, daß es fast zu schön ist, um wahr zu sein... Wahrscheinlich wird sich das aber am Donnerstag ändern: es ist ein Sturm mit Windgeschwindigkeiten bis zu 30 Knoten vorhergesagt!

Kim

p.s.: Kim schickt ein paar Photos mit, hier ist schonmal das erste davon :-)

Noch eine Oster-Überraschung

Gestern abend hat Lucas bei seinen Eltern angerufen und nochmal einen aktuellen Bericht abgeliefert.
Eines ist sicher: Die FrozenFive-Entdecker sind wirklich glücklich und genießen jede Sekunde ihres Skiausflugs. Sie kommen sehr gut voran und sind sogar ein wenig vor ihrem Plan. Der Sturm vor ein paar Tagen hat sie nicht lange aufgehalten.
Während des Sturmes hatten sie Probleme weil ihr Zelt nicht ganz geschlossen war und der eisige Wind Teile ihres Gepäcks gefroren hat.
Abgesehen von diesem Pech haben sie bisher Glück gehabt und erfreuen sich an dem perfekten Wetter: sehr kalt und sonnig. Die niedrigen Temperaturen (bis -30°C) sorgen für gute Schnee- und Eisverhältnisse.
Ihre Muskeln gewöhnen sich langsam daran die Pulkas zu ziehen, auch wenn sie schon einen harten Tag hatten, an dem es nur bergauf ging. Es war so eisig, daß sie sogar ihre Steigeisen benutzen mußten. Im tiefen Neuschnee ist die Pulka schwer zu ziehen, aber über harten, gefrorenen Schnee gleitet sie leicht dahin, sodaß sie kaum zu spühren ist.
Was das Essen anbelangt haben sie es wohl etwas zu gut gemeint! Nur Ulli schafft es bisher seine komplette Ration aufzufuttern, den anderen bleibt immer etwas übrig. Sie wollen den Überschuß an der Polnischen Forschungsstation zurücklassen, die sie am Montag erreichen werden.
Bisher haben sie Rentiere gesehen, aber noch keine Eisbären. Diese sind aber nicht weit entfernt: eindeutige Fußstapfen wurden schon da und dort im Schnee gesehen.
Lucas ist total beeindruckt von der herrlichen Landschaft, die sich ihm und seinen Kameraden Tag für Tag mehr eröffnet. Auch wenn er schon einige Zeit in der Arktis verbracht hat fühlt er sich doch immer noch recht klein vor dieser großartigen Schönheit der Berge und Gletscher, die größer sind als 2 Autobahnen zusammen!

Sonntag, 8. April 2007

Ostergrüße

Hallo!

Hier spricht Mats von der FrozenFive Gruppe, der heute die Nachrichten übermittelt. Es war recht schwer für uns alle nach der Unterbrechung, wieder neu zu starten. Heute haben wir die Nup-passage erreicht und die alten Berge und Täler hinter uns gelassen. Als wir diese vollständig neue Gegend betreten haben, realisierte Ich, wie lange wir in derselben Landschaft zugebracht hatten. Heute hatten wir Sonnenschein und wir haben eine große Strecke geschafft und es ist wirklich ein schöner Tag für uns alle gewesen. Das Wetter war sehr gut, alle sind glücklich und sogar unser Hund Andre ist gut mit uns mitgelaufen. Ab und zu darf er frei am Camp herumlaufen.

Wir wünschen Euch alles Gute und jedem von Euch zu Hause frohe Ostern. Wir bedanken uns für alle Botschaften, die wir aus der Ferne erhalten haben, und wir hoffen, bald wieder von Euch zu hören.

Bye Bye!
Mats


p.s.: Die Stimmen der FrozenFive auf Sylvies Anrufbeantworter sind manchmal schwer zu verstehen, sie bemüht sich trotzdem alles möglichst genau wiederzugeben.

Freitag, 6. April 2007

Stürmische Grüße

Servus, hier spricht die Arktis.
Es ist wirklich ein wahrhaft besonderer Platz und schwer zu beschreiben für einen der diesen Wind nicht am eigenen Leib gespürt hat! Trotzdem werde ich Euch darüber berichten.

Fast eine Woche ist vergangen seit wir vor einer Woche die Zivlisation verlassen haben. Wir sind immer noch damit beschäftigt uns an die arktische Umgebung zu gewöhnen. An diesem schönen, wenn auch kalten Dienstag konnten wir uns voll auf die Arktis einlassen.

Derzeit hat der Wettergott einen "Woche-14-Sturm" (Berühmt-berüchtigte Stürme in Woche 14 auf Spitzbergen, AdR) auf unserem Weg eingeplant und nachdem wir mit dem Meteorologen am Flughafen Longyearbyen Kontakt aufgenommen hatten, haben wir uns dazu entschieden für einige Tage nicht weiterzugehen bis der Sturm vorüber ist. Im Schutze der größten Schneewand die wir je gebaut hatten, haben wir nun einige Zeit über Dinge nachzudenken die für jeden persönlich wichtig sind.

Zuerst einmal sind hier oben dreckige Socken und stinkende Kleider noch lange kein Grund zur Panik. Eis im Schlafsack, auf der anderen Seite, ist eine große Sorge. Kommunikation ist, so wie eigentlich überall, der Schlüssel um eine gute Stimmung aufrecht zu erhalten. So weit, so gut. Der Geist der FrozenFive ist nach wie vor auf unserer Seite.

Bevor ich jetzt wieder die kaputten Ausrüstungsgegenstände bei -15 Grad reinige und repariere, noch ein kleiner Rat:

Lebe Deine Träume! Genau das tue ich zur Zeit, und auch wenn ich es möglicherweise etwas kalt habe, etwas stinke (ziemlich, AdR) und vom Ziehen von mehreren Tonnen körperlich etwa angeknackst bin, so bin ich immer noch der glücklichste Kerl auf der Welt.

Kim

ps.: Ich bin noch glücklicher, weil ich alle Eure Botschaften gelesen habe. Danke für all die Unterstützung aus der ganzen Welt.

Montag, 2. April 2007

Erste Satellitenbotschaft von den Fünf - kein Aprilscherz!

Gestern, am Sonntag den 1.4. gegen 23:30 Uhr hat Sylvie die erste Nachricht der FrozenFive über ihr Satelitentelephon bekommen. Im Durchschnitt
erwartet sie 2-3 Nachrichten pro Woche. Dadurch kann sie den englischen und den französischen Blog auf den letzten Stand bringen, und ich dann den deutschen. Außerdem wird der Fortschritt auf der Karte eingetragen, damit ihr das Vorankommen direkt verfolgen könnt.




Die Photos zum Text sind aus dem Archiv der FrozenFive von früheren Touren.

Den Fünf Mitgliedern der Truppe und dem Hund Andre geht es gut und um 22:30 sind sie gerade erst damit fertig geworden ihr Camp für die Nacht aufzustellen. Sie sind am Sonntag 20km weit gekommen. An diesem langen Tag auf Skiern in Kälte und Wind haben sie es geschafft den Van Mijen Fjord, der in Svea endet, zu überqueren.

Seit ihrem Aufbruch in Longyearbyen ist das Wetter schön, aber es ist sehr kalt (-30°C und weniger). Bei diesen Bedingungen wird jeder Handgriff sehr mühsam: zum Beispiel ist es sehr schmerzhaft, wenn man ein Metall berührt. Um Schmerzen zu vermeiden muß also jede Bewegung genau durchdacht und vorausgeplant werden. Vor allem die Hände, aber auch das Gesicht und die Füße müssen vor Erfrierungen geschützt werden.

Diese große Kälte, die dem Körper so zu schaffen macht, hat jedoch für gute Eis- und Schneebedingungen auf dem Fjord gesorgt so daß die Fünf ihn direkt überqueren konnten.

Am Freitag haben die Fünf Besuch von ein paar Freunden aus Longyearbyen gehabt, die mit Scootern hinterhergedüst sind. Sie haben ein paar vergessene Sachen mitgebracht (siehe unten) und alle haben zusammen die Nacht verbracht. Vielen Dank für die schöne gemeinsame Zeit.

Die FrozenFive danken auch allen, die am Donnerstag (29.3.) bei der schönen Abschiedszeremonie vor der Universität UNIS dabei waren. Die Begeisterung und Hilfe von allen wird sie den ganzen Weg lang begleiten!

Sie danken auch den vielen Freunden und natürlich den Familien, die ihnen zahlreiche Nachrichten zur Unterstützung geschickt haben. Im Zusammenhang damit haben sie die Bitte geäußert, das Iridium-formular

http://messaging.iridium.com/

oder die email-addresse

881631578544@msg.iridium.com

zu benutzen. Es gibt scheints Probleme beim Lesen von Nachrichten, die driekt von der Seite der FrozenFive abgeschickt werden.

Zum Programm des heutigen Montags: Ruhetag! Es ist an der Zeit den ersten Muskelkater, der durch das hohe Tempo seit ihrer Abreise entstanden ist, zu kurieren und nasse und gefrorene Kleidung zu trocknen.

Mathias und Sylvia

Erste Nachrichten von den F5!



Sana, eine Freundin der Frozen Five, hat die fünf gestern getroffen und gute Neuigkeiten mitgebracht:
"Bisher haben sie das Ende des Gangalen erreicht und steuern auf Reindalen und den Van Mijen Fjord zu. Nach zwei Tagen auf Ski haben sie keine Frostbeulen, keine Eisbären gesehen und eine lange Liste von Sachen, die sie vergessen haben."

Die Wichtigsten Dinge hat Sana ihnen dann noch hinterhergebracht, wie zum Beispiel das Benzin für ihre Kocher. Durch ein Mißverständnis hat sie zuerst gedacht, daß der GESAMTE Vorrat vergessen wurde. Es hat sich aber herausgestellt, daß nur die Notration vergessen wurde. Die Fünf sind also besser ausgestattet als landläufig vermutet wird.

Einer der wichtigen Gegenstände, die noch fehlen, ist eine Spezialflasche (500ml) für Ulli, damit er in den kalten Nächten nicht seinen warmen Schlafsack verlassen braucht, wenn er mal für kleine Eisbären muß...

Wenn ihr also zufällig in Spitzbergen vorbeikommt, schaut bei den Frozen Five vorbei, die sich (mit oder ohne Flasche) über jeden Besuch freuen!

Kim drückte das mit einer kleinen Abwandlung des bekannten englischen Sprichwortes so aus: " Drei Besucher am Tag erhalten die gute Gesundheit!" (zumindest wenn keine Eisbären darunter sind ;-) AdR)