Dienstag, 19. Juni 2007

Das Ende ist der Anfang



Nach 77 Tagen sind wir letzten Mittwoch abend wieder hier in Longyearbyen einmarschiert - und unsere Tour ist zuende nach ueber 1000 km durch die wunderschoene Wildniss Spitzbergens.

Hier in Longyearbyen wurden wir herzlich Willkommen geheissen von Freunden und Bekannten, von denen einige uns die letzten Meter begleiteten und uns mit Champagner und Bier zum Feiern versorgten. Was waere eine Ankunft ohne die warme Begruessung von Freunden!

Was fuer ein Gefuehl war es nach 2 1/2 Monaten wieder hier in unserem Ausgangspunkt anzukommen? Nun, gerade in den letzten Tagen der Tour war ich in einem wahren Gefuehls-Mix aus Traurigkeit ueber das Ende der Tour, Freude das wir es den ganzen Weg geschafft haben und auch etwas Angst und Aufregung wie es sein wird wieder in die Zivilisation zu kommen. Denn in dieser Tour ging es nicht um das erreichen geographischer Punkte, es ging nicht darum die Insel durchquert zu haben - sondern darum die Schoenheit und Vielfalt Spitzbergens kennenzulernen (und das getreu dem Motto: 'Wer langsam reist, sieht mehr'), und das Leben im Zelt in der freien Natur zu geniessen (oder auch: 'Ich wollte nur mal etwas frische Luft schnappen'). Somit bedeutet das Ende der Tour nicht unbedingt das erreichen eines Ziels, sondern eher das Ende des Lebens und des Alltags der Tour.

Aber 'Jeder Abschied ist ein Neubeginn!', und somit ist dieses Ende der Anfang etwas neuen, eines etwas anderem Alltags und Lebens, welches aber genauso seine Probleme und seine geniessenswerten Seiten haben wird wie es das Leben und der Alltag in den letzten 2 1/2 Monaten hatte!

In diesem Sinne!
Hella

P.S.: Vielen Dank an alle die uns unterstuezt haben, Nachrichten geschickt haben und unsere Berichte verfolgt haben.

Dienstag, 12. Juni 2007

Rentier und Kater

Gestern haben wir uns mit einigen Freunden getroffen, um unsere Pulkas abzugeben. Auch haben sie einige Zeichen der Zivilisation mitgebracht, die nun nicht mehr so weit entfernt ist. Wir hatten ein sehr schönes Essen, das Zweite an diesem Tag. Ein Gericht mit Rentier, Karotten, Zwiebeln, Kartoffeln und noch mehr,4 Stunden lang gekocht, auch mit etwas Salz (gerade auf der richtigen Seite auf der Grenze zwischen genug und zu salzig).
Wir hatten einen schönen Abend mit einem Freudenfeuer am Strand und mit einigen anderen Dingen der Zivilisation. Sie machten diesen Abend zu etwas Besonderem.
Vielen Dank ihr Kumpel, wir haben es sehr geschätzt, auch, wenn einige von uns heute etwas gelitten haben.
P.S. Wir haben immer noch unsere Ski dabei und morgen müssen wir einen großen nicht mehr zugefrorenen Fluß überqueren!

Mats

Der Klang und die Stille

Da gibt es etwas, das kann man sich schwer vorstellen, wenn man wieder daheim ist, das sind Dinge, die hier in unserem täglichen Leben so viel ausmachen, die man kaum wahrnimmt, aber wenn man sie wahrnimmt, versteht man, daß sie etwas ganz Besonderes sind. Geräusche sind eines von diesen Dingen. Das Geräusch der Skier auf hartem Schnee, in weichem Schnee oder in geschmolzenem Schnee. Das sind alles unterschiedliche Klänge, sogar mein linker und mein rechter Ski machen unterschiedliche Töne.
Da ist der Klang der Skistöcke und das knirschende Geräusch des Schaftes der Pulka. Da ist der Wind, der deine Jacke vibrieren läßt, oder den Schnee herumbläst. Oder der Klang des Kochers, der dir manchmal sagt, daß du ihn wieder reinigen mußt. Das sind alles dieunterschiedlichsten Klänge, die unseren Alltag hier bestimmen und die man in einer Stadt oder an einem Platz, wo viele menschliche Aktivitäten stattfinden, garnicht bemerken würde.
Und dann haben wir die Stille, die Stille, die plötzlich auftaucht, wenn kein Wind bläst und alle schlafen außer dir. Die überwältigende Stille, die dich den Klang deiner eigenen Blutzirkulation hören läßt. Diese Stille wird man kaum irgendwo anders finden. Es ist eine totale Stille, so schön, sie fühlt sich an wie ein Vakuum.
Ich hoffe, ihr alle werdet eines Tages das Vergnügen haben, diese Stille zu hören und auch den Klang, der durch das Skifahren hervorgerufen wird.

Mats

Montag, 11. Juni 2007

Ein Frühling, an den man sich erinnert.

Mein erster Blog zu Anfang dieser Reise, der fast genau vor 2 Monaten geschrieben wurde, während dem klassischen "Week-14-Storm ", handelte von der Freude des Skifahrens, und allem drumherum. Weil dieses mein letzter Eintrag ist, fühle ich mich verpflichtet, darüber zu berichten, ob das oben genannte noch zutrifft. Wie hat sich die Reise in meinen Augen entwickelt? Ist skifahren immer noch ein Vergnügen?

Laßt mich beginnen mit den sichtbaren physikalischen Veränderungen um uns herum. Es gibt keine Nacht mehr, die Sterne leuchten beim täglichen Start, also bietet uns unserer sehr eigener Rhytmus eine 24-stündige Gemeinschaft. Wir haben die Zeit des Schlafens in den Tag gelegt und die Zeit des Skifahrens in die Nacht, wenn die Europäer schlafen. Die Temperaturen sind von minus 30 Grad auf komfortable 0 Grad gestiegen. Seit Anfang warten wir immer noch auf den wirklich starken Sturm, gerade so wie die Einwohner von Californien ein Erdbeben vorausahnen. Dieser würde einen echten Kampf gegen die Reibungskräfte herausfordern, und die Pulkas würden vom Untergrund abheben. Unter allen unseren Bedingungen sind die Pulkas unseren Skiern gefolgt, so wie ich es vor 2 Monaten festgestellt habe, wir können diese kurzen und weiten Schritte genießen, die uns an einen Punkt bringen, wo man vor Erschöpfung zusammenbricht, und doch, ich genieße jede Minute auf meinen Skiern!

Und dann ist da unsere Gruppe, die ihrer eigenen internen Wandlung unterworfen ist. Über die Wochen wurde der eigentliche mutige Geist von einer Entwicklung von inoffiziellen Koalitionen überlagert. Dieser natürliche Einschnitt war alles andere als unerwartet. Weil unsere Gruppe aus lauter Individualisten besteht, die nicht alle auf einer Wellenlängen sind, war es manchmal bitter und nichtsdestoweniger traurig. Ich vermute irgendwie, wir werden diese Reise alle in unterschiedlicher Weise in Erinnerung behalten, mit persönlichen großen Momenten im Gedächtnis, wie die turmhohen Berge, die aus den Wolken hervorkamen, wenn sich das "Whiteout" in einen blauen Himmel verwandelt hat. Wir sind sehr glücklich, Spitzbergen von dieser Seite gesehen zu haben, Schritt für Schritt.

Zuguterletzt ist die Zeit gekommen, die Ski abzunehmen, die letzten Herausforderungen zu vergessen, und sich der Tundra, den Wasserfällen und den bezaubernden Sümpfen hinzugeben, und sich der ungewohnten Bewegung des Wanderns zu stellen.
Alles soll dazu beitragen, daß die letzte Woche hier oben eine sein wird, an die man sich erinnert. Also so fühle ich mich derzeit. Ich vermute, ihr könnt mich in einer Woche fragen, ob ich recht hatte. Wie ich bereits gesagt habe, ist dieser Trip ein verwirklichter Traum von mir. Nun, wo die Zeit gekommen ist, aufzuwachen, wünsche ich mir, ich könnte den Wecker ab und zu überhören. Auf der anderen Seite, wenn man seine Augen an einem neuen Tag öffnet, wird man sehen, daß es etwas gibt, worauf man sich freuen kann.
Grüße aus unserem letzten verschneiten Lager.

KIM

Montag, 4. Juni 2007

Newton macht eine Pause

Es ist 20.30 Uhr. Ich bin gerade aufgestanden. Ich habe keine Ahnung, welcher Wochentag ist und kann mich gerade noch daran erinnern, daß wir Anfang Juni haben. Aber das ist alles eher unwichtig, wichtig ist, daß es ein Ausruhtag ist. Das bedeutet, daß wir heute unsere nomadische Tradition einer 8-stündigen Skitour vergessen, wir werden schlafen, ausruhen, lesen, und den Tag so genießen wie wir wollen. Also, ich muß zugeben, daß die eigentlichen Pläne für heute nicht die waren, uns auszuruhen. Wir haben direkt an dem höchsten Berg von Svalbard, dem "Newtontoppen" unser Lager aufgeschlagen. Ich vermute ihr wißt, wie wild wir darauf waren, den Gipfel zu besteigen. Aber das Wetter hat anders entschieden (Schnee und tiefe Wolken). Im Gegensatz zu meinen Begleitern, die 3-12 Stunden am Stück schlafen können, bin ich nicht wirklich ein langer Schläfer und um mich an Ausruhtagen wie heute zu unterhalten, ist nichts besser, als das Svalbard Buch über die Namen der Orte zu lesen .Dieses ziemlich schwere, aber sehr informative Buch, das Ulli und Kim netterweise seit Longyearbyen mit sich schleppen, berichtet über den Ursprung aller Ortsnamen auf der Insel. Diese Namen erscheinen in einer unglaublichen Verschiedenheit, es können große Geschichtenerzähler sein, oder es kann auch extrem langweilig sein. Ich würde euch zum Beispiel nicht raten, in dem Buch nachzuschauen, was "Flatbreen" ( Gletscher in Südspitzbergen ) bedeutet. Also es heißt nur, daß er ein flacher Gletscher ist.

Aber ich war wirklich überrascht festzustellen, daß Spitzbergen auch eienen Berg namens "Mt.Blanc" hat (485m hoch). Oder eine Bergkette, die nach dem französischen Politiker "Jean Paul Pierre Casimir Perrier" benannt ist ( weiß jemand, was er gemacht hat? )
Nun laßt uns zu Newtontoppen zurückkehren. Ich nehme an, ihr wißt, daß dieser Berg nach dem bekannten Mathematiker und Physiker Isaac Newton benannt ist. Es gibt sogar einen kleinen Hügel in der Nähe, der Eplet genannt wird, eine Anspielung auf Newton´s Apfel!

Grüße an alle von Euch, ihr lieben Leser! Noch ein paar Eisdecken sind zu überqueren und einige Täler zu durchqueren, und dann werden wir zurück sein in der Zivilisation.

Grüße, Lucas

(Anmerkung des Unterstützungsteams : Eine online-Version vom oben genannte Buch vom Norwegischen Polarinstitut kann unter http://miljo.npolar.no/placenames/pages/searchE.asp angeklickt werden)

Tagebuch vom Asgarbfonna

Ein weiterer Tag auf Asgarbfonna.

Wir laufen jetzt schon seit drei Tagen über die arktische Eisfläche im Norden von Spitzbergen. In meinem letzten Blog habe ich über den Sommer geschrieben, darüber, daß wir in T-shirt unterwegs waren und daß wir im Gras gelegen haben...
Jetzt bekommen wir eine andere Seite des Sommers in Svalbard zu spüren. Blaue Wolken hängen über der Insel, und da wir in einer der höchsten Gegenden sind, befinden wir uns in der Mitte der Wolken. Die Feuchtigkeit zusammen mit dem Wind, der über dieses endlose weiße Gebiet bläst, läßt alles andere als ein T-shirt willkommen heißen. Die weiße Umgebung wird nur ab und zu von einer Aussicht unterbrochen, ansonsten sind das einzigste, was eine Abwechslung in dieser fortlaufenden Unendlichkeit bietet, einige Ausrufe wie "einen Schritt nach links!" und "ppc" und " fünf Minuten Pause!"
Diese Ausrufe sind die am meisten gebrauchten Worte, seitdem wir hier draußen während der letzten zwei Monate Ski fahren: jede halbe Stunde wird die "Pole Position Change" (ppc) ausgerufen, der Erste, der Führer, der die Spur manchmal in tiefem Schnee macht, wechselt nach hinten und jede Stunde haben wir eine "fünf Minuten Pause", die ungefähr meistens zehn Minuten dauert, und dann kommen die anderen Ausrufe von der ersten Person in der Schlange, die für die Navigation zuständig ist, und den Kurs mit dem Kompass bestimmt und die ganze Gruppe dirigiert. So laufen wir Stunden um Stunden in den Wolken auf unserem Heimweg. Meine Gedanken wandern sowohl in die Vergangenheit, als auch in die Zukunft, ich denke dabei an Personen , die ich getroffen habe, an mein Leben mit Tagträumen, die von der Zukunft handeln, und wie schön es sein wird, nach Hause zu kommen, zu hause mit meiner Familie eine Tasse Kaffee zu trinken, oder ein Bier mit meinen Freunden, oder an andere Reisen, die ich im Sommer machen möchte.
Aber jetzt bin ich hier in Asgarbfonna, und wenn auch das Ski fahren manchmal schwerfällt, und wir in den Wolken stecken, so bin ich doch froh hier zu sein und der Gedanke irgendwo anders zu sein ist absurd, und nach jedem schlechten Wetter kommt gutes Wetter und die Mitternachtssonne wärmt uns, und wenn die Wolken verschwinden, können wir die wunderschönen Berggipfel sehen.

Hella.

Donnerstag, 31. Mai 2007

Von Beach Boys zu Eiszapfen

Letzte Woche standen wir an dieser Stelle noch in Boxershorts. Heute würde diese Kleidung den sicheren Tod innerhalb einer halben Stunde bedeuten. Ein kalter Tag, das ist sicher, trotz der relativ milden absoluten Temperatur. Denn der Sommer ist schon fast hier angekommen (obwohl es auch Leute gibt, die meinen daß es hier in Svalbard nie Sommer ist). Vor allem ist es wichtig, sich durch thermische Regulation im Gleichgewicht mit der Umgebung zu halten. Man könnte sogar behaupten, daß der wichtigste Aspekt des arktischen Reisens die thermische Regulation ist, die einen warm und trocken hält, bei der richtigen Wahl der Kleidung. Klingt einfach? Ist aber nicht!Zunächst braucht man mehrere Kleidungsschichten, wie eine Zwiebel.



Die unterste Schicht direkt am Körper, zum Beispiel "Devold Thermal Underwear", ist inzwischen schon vollgesogen mit dem Gestank, der davon kommt, daß man 2 Monate immer das gleiche anhatte. Ihr Hauptzweck besteht darin, dieFeuchtigkeit von der Haut fernzuhalten. Eine Freundin aus Nordnorwegen hat mir einmal gesagt: "Wenn man schwitzt , ist man tot", und ich bin mir sicher, sie hat damit keine Partie Squash gemeint. Hier draußen ist es der Schweiß, der als erstes friert, und dann wie ein Eispanzer um einen herum liegt. Man kann schneller erforen sein,oder sich zumindest ziemlich mies fühlen, als man "Eis ist schön" sagen kann.

Aber laßt uns zu unserer Zwiebel zurückkehren, die Isolierschicht ist das Wichtigste bei der thermischen Regulierung. Die zweite Schicht ist dafür da, dich warm zu halten, dafür kommt alles von Wollpullover bis Fleece in Frage. Man kann hier auch mehrere Schichten tragen, aber man muß daran denken, was passiert, wenn man schwitzt.

Zuguterletzt, die äußerste Schale. Sie muß dich vor Schnee, Wind und Kälte schützen und trotzdem den Schweiß herauslassen. Unter unseren Bedingungen werden alle äußersten Schichten früher oder später zu Eispanzern, aber solange sie die Kälte abhalten, ist es in Ordnung.

Also, warum ist das alles so relevant? 1000 Meter tiefer, an den mediterranen Küsten von Wijdefjorden, blühen die Blumen und die Rentiere grasen, aber hier oben haben wir die Sonnencreme und die Sonnenbrillen gegen Gesichtsmasken und Skibrillen ausgetauscht. Um es ganz offen zu sagen, müssen sich die Rentiere um die thermische Regulierung keinerlei Sorgen zu machen, weil die Natur sie dazu bestimmt hat, hier zu leben. Im Gegensatz dazu sind wir nur 5 (und ein halber) kleine Fremde in einer Umgebung, in der einen schon ein einfacher Schneesturm in die Knie zwingen kann. Zugegeben, die Pulkas bergauf in einem halben Meter schwerem Neuschnee zu ziehen, ist für niemanden ein Vergnügen. Hier ist es einfach zu verstehen, wie man Respekt gewinnt vor der Schneekönigin und ihrer Umgebung. Nun wißt ihr, warum man thermische Regulation braucht, was sie bedeutet, und ihr wißt auch, was ohne sie passiert......

Einer der gefrosteten Fünf.

Dienstag, 29. Mai 2007

Verloren, gefunden und vergessen!


Hey, habt ihr euch jemals darüber gewundert, was ich habe und ihr nicht? Was veranlaßt mich Ski zu fahren und dies zu schreiben und Euch nicht? Also, wenn ihr es nicht wißt, werdet ihr die Antwort schon bekommen. Ich bin vergeßlich, das ist alles. Ich tendiere dazu, das zu vergessen, was ich bei meiner letzten Reise gelernt habe, und deshalb gehe ich auf die nächste Reise. Oder in anderen Worten, ich habe vergessen, wie schön es war, und so verreise ich nochmal. Ich vergesse aber auch andere Dinge.

Auf Expeditionen muß man versuchen, mit seinen Sachen sorgsam umzugehen, gerade genug, aber nicht zu wenig. Aber ich möchte immer etwas loswerden, zum Beispiel meine Handschuhe. Als ich in südliche Richtung Ski fuhr, kam Lucas vor mich und fragte mich, was dieses schwarze Ding hinter mir sei. Hundekot antwortete ich, aber besser hätte ich es genauer untersucht. Zwei Minuten später hatte ich meine Handschuhe zurück!

Eine Woche später: Ich wollte meine Mütze schnappen, weil es kälter wurde. Keine Mütze, aber meine Annoraktasche ist weit offen. Schließlich erinnere ich mich, daß ich sie vor einer Stunde noch hatte. Das Ergebnis? André und ich gehen auf Suchtour. Nach 2 Stunden erreichen wir wieder das Team. Die Mütze wurde gefunden in einem guten Zustand, nachdem einige Skier und Pulkas darübergefahren waren. Mittlerweile habe ich meine Handschuhe ganz verloren. Darum sollen sich dann die Glaziologen und Archeologen in einigen Jahrhunderten kümmern.

Meine Kamera fiel aus meinem Rucksack, was eine weitere Suchrunde mit André und mir bedeutete. Das Beste letzte Woche, Mittagspause. Normalerweise bedeutet das, daß ich mein Lunchpaket aus der rechten Jackentasche hole. Diesmal nicht! Habe weder ein Jacke an, noch ist eine in der Pulka. Mal wieder, der gute alte Ulli erinnert sich, daß er die Jacke auf diese Reise mitgenommen hatte. Das bedeutet wieder 2 Stunden Suche. Ich liebe die Reisen, wo man die Dinge doppelt sieht!

Ulli

Die 10 am meisten vermissten Dinge

Erwartet ihr ein Gedicht? Oder vielleicht eine philosophische Überlegung darüber, was es bedeutet eine Tour über den größten Gletscher von Svalbard zu machen? Vergesst es! Vielleicht ist mir das endlose Skifahren in der Motorschlittenspur zu eintönig, oder vielleicht möchte Euch einfach mit ein paar netten Gedanken zum lachen bringen, und was wäre da nicht passender, als Euch mit einer Liste der 10 besten kleinen Dinge, die ich auf dieser Reise vermisse, zu beglücken:

10) Frischer Käse, Pommes mit Mayo; es wäre eine große Lüge, zu behaupten, daß ich gutes Essen mit vozugsweise gutem ( tschechischem ) Bier nicht vermissen würde.
9) After Sun Lotion: man bekommt leicht Sonnenbrand bei dem 24-stündigen Licht, wenn man in Boxershorts skifährt so wie ich, aber wo ist die Apotheke, wenn man eine braucht?
8) Einen Stuhl: Man kann es kaum glauben, wie schön es ist, sich hinzusetzen, sich zurückzulehnen und die Aussicht zu genießen. Auf die nächste Tour nehme ich mir einen Stuhl mit!
7) Eine gute Bücherei: Nachdem ich 2 Monate Stephan Gay Gould´s "Natural History essays" gelesen habe, beginnen meine Augen zu rollen, wenn ich die Worte "Darwin" oder "Evolution" noch einmal sehe, soll ich noch was sagen?
6) Farben: Lucas´s leuchtend grüne Hosen, 20 verschiedene Schattierungen von weiß, und das Rot von Ulli´s Daunenjacke,lassen einen nach einer bunteren Welt dürsten.
5) Ein elektrischer Kocher (mit Diesel Generator): Wenn ich meine Abende damit verbringen könnte, darüber nachzudenken, wie die Welt zu retten wäre, anstatt den Schnee zu schmelzen, unsere Probleme wären doppelt gelöst, und der Ton, den ein Wasserkessel macht ist so elegant.
4) "Jakutsi" (türkisches Bad). Duschen ist langweilig, aber ein "Jakutsi", um die Muskeln zu lockern und den Körper zu wärmen, der Himmel sollte uns das schicken.
3)Ein Oxford Dictionary: Bei unserer bunten Truppe ist es oft schwierig zu entscheiden, welche Worte es wirklich gibt und welche nicht. Man könnte immer noch ein Lagerfeuer machen, wenn es zu schwer würde.
2) Etwas anderes, als Müsli zum Frühstück. Wie liebevoll auch immer das Müsli morgens zubereitet wird, auch, wenn man wohlig im Schlafsack liegt (Danke Lucas und Ulli) ist es immer noch Müsli seit dem 56. Tag in Folge.....
1) Innebandy (auch bekannt als "Unihoc" oder "floorball"): ganz zuletzt, alle, die mich gut kennen, werden verstehen, daß es für mich eine Tortour ist, ohne Plastikstock und ohne Ball eine solch lange Zeit auszukommen.

Habt eine gute Zeit, schätzt die lange Liste der von mir benötigten Dinge, und ich werde mich bemühen, mich an den Dingen zu erfreuen, die ich vermissen werde, wenn ich wieder daheim bin, wie Schnee, Müsli, und eine spirituelle Verbindung mit der Natur!

Bis demnächst

Kim

Montag, 28. Mai 2007

Soweit so gut!

(der Blog über das, welche Veränderungen wir erlebt haben, und
noch etwas mehr)
Es gab Blogs über "White outs", über die großen Geschäfte und die weibliche Periode, poetische Blogs über die Mitternachtssonne, Fragen sind gestellt worden und sogar André hat es geschafft, seine Stimme zu Gehör zu bringen. Der heutige Blog ist ein Versuch, etwas weniger poetisch zu sein, und wir bemühen uns, euch zu erläutern, was wir bis jetzt erfahren haben.
Zu Beginn, als es noch sehr kalt war, haben wir unser Leben in Daunenjacken und mit Gesichtsmasken verbracht. Damals haben wir von warmem Wetter geträumt, das wir im Mai haben würden. Langsam schraubten sich die Temperaturen herunter mit der üblichen Stochastik, die mildes Wetter und warmer Wind im mittleren Winter erzeugt. Jetzt, wo wir bald Anfang Juni haben, ist das Wetter tatsächlich weniger kalt, aber die Luft ist eher feucht und der Luxus einer Daunenjacke ist von Zeit zu Zeit eine Erleichterung [...].
Wir haben Elfenbein-Möven gesehen, wegen denen ein norwegisches Polarinstitut ausgezogen ist, um sie zu finden. Der Frühling ist in der Arktis angekommen. Sowohl Robben als auch Eisbären haben es sich gemütlich gemacht, und an einigen Tagen, wenn die Sonne scheint, fahren wir nur im T-shirt und in langen Leggins Ski. Um uns herum hat sich die Landschaft sehr verändert und wir haben alpine Regionen durchquert mit hohen und schroffen Bergen, massive Gletscherfronten, die in den Ozean abbrechen, und Fjorde mit ihrem speziellen Gefühl von Einfachheit.
Aber wir haben auch mit Veränderungen innerhalb unserer kleinen Gruppe experimentiert. Wir hatten Diskussionen und Mißverständnisse, wir haben Zeltpartner ausgewechselt und wir mußten damit zurechtkommen, untereinander eher genervt zu sein. Etwas anderes zu sagen würde bedeuten, zu lügen. Wie auch immer, als wir unseren nördlichsten Punkt auf dieser Reise passiert hatten, hatte ich das Gefühl, daß wir alle unsere eigene Art gefunden haben, die Reise zu genießen. Eher individuell als als Gruppe.
Wir haben nun unsere Ski heimwärts gedreht und wir können den heimatlichen Geruch fühlen. Noch mehr Veränderungen werden kommen. Der Frühling wird in den Sommer übergehen und Ski und Stöcke werden ersetzt durch Rucksäcke und Wanderschuhe, bevor wir schließlich in weniger als 3 Wochen Longyearbyen erreichen werden.

Mats

Svalbard Skiing Scientific Expedition hat Durchquerung geschafft


Am 24.Mai 2007 um 21 Uhr Ortszeit haben die fünf Mitglieder der SSSE (Svalbard Skiing Scientific Expedition) den nördlichsten Punkt von Spitzbergen - Verlegenhuken - erreicht! Die Gruppe erreichte den Punkt genau 8 Wochen, nachdem sie die Hauptstadt der Insel - Longyearbyen - Ende März verlassen haben. Unserer Kenntnis zufolge ist dies die erste Svalbard Längsdurchquerung in diesem Jahr und wahrscheinlich die erste Durchquerung durch eine solch internationalen Gruppe überhaupt.
Das Team bestehend aus dem Tschechen Kim Senger, dem Franzosen Lucas Girard, dem Schweden Mats Bjorkman und den Deutschen Ulli Neumann und Hella Garny war nicht das Erste, das Spitzbergen´s Nordkap heute erreichte. Frische Eisbärenspuren führten an der Küste entlang bis zum nördlichsten Punkt. Die Expedition wird noch ca. 3 Wochen dauern, bis das Team Longyearbyen Mitte Juni erreichen wird.

Frozen Five

Anmerkung von der Unterstützungsgruppe: Um den nördlichsten Punkt zu erreichen brauchte es 56 Tage und 760km seit dem Start der Expedition. Die Reise von dem südlichsten zum nördlichsten Punkt war 470 km lang und die Gruppe benötigte 32 Tage (incl. 5 Ruhetage). Weiter Informationen unter "Daily Progress" bei www.frozenfive.org.

Mittwoch, 23. Mai 2007

Tagebuch eines Hundes


Hier bin ich: ein Grönlandhund (http://www.frbeiger.com/bredd-dogsledding.html) auf einem Ausflug. Schaut so aus, als ob es ein langer werden wird, aber keiner sagt mir genau wie lange wir in der Wildnis sein werden. Aber schon das Wort "Expedition" scheint mir sehr lang zu sein, und ein langes Wort bedeutet eine lange Tour, vermute ich. Eine "Expedition"! Bah, alles, was diese Typen machen ist Zeitlupenskifahren. Wenn es nach mir und nach meinen Hunde-Freunden ginge, wären wir schon längst am Nordpol und wieder zurück.

Den ganzen Tag muß ich diese schwere Pulka ziehen, die jemand zu allem Überfluß noch "Fiffi" getauft hat! Noch dazu schafft es dieser Typ, der sich Ulli nennt und vorgibt auch diese Pulka zu ziehen, mit seinen Beinen und Stöcken die ganze Zeit meinen freien Blick nach vorn zu versperren. Und wenn ich einmal Ausblick nach vorn haben will (und etwas seitlich ausschere) schreit er immer gleich: "Zurück zu mir!" und ich muß wieder zurück in seine Spur.

Nur gut, daß dieses nette Mädel mit dabei ist. Wenigstens eine, die mit mir knuddelt. Naja, die anderen tun es auch von Zeit zu Zeit. Wenn sie nur alle dieselbe Sprache sprechen würden! Oder glauben die etwa ich wäre ein Diplomat und spräche alle Sprachen der Welt?

Aber es gibt auch ein paar gute Dinge: Zweimal am Tag was zu fressen, und kleine Snacks wann immer ich einige übriggebliebene Krümel im Schnee finde. Einmal habe ich sogar einen ganzen Swebar gefunden, mmmmmmhhhhhhhhhh, pure energy for everybody! Es hat mich allerdings etwas gewundert, daß die anderen nicht so glücklich darüber waren. Es ist so wie neulich, als sie mich dazu bringen wollten, den Eisbären anzubellen, bei Vagabond. Aber alle anderen Hunde bellten ja schon, also hab ich mir nicht die Mühe gemacht... Natürlich, wenn so ein Eisbär MEIN Essen mopsen wollte, da würde ich schon bellen, und wie! Aber ansonsten? Ich bin doch kein Kläffer!

Vor ein paar Tagen hatte ich unbeschreibliches Glück, ich fühlte mich wie im 7. Himmel. Ich hatte eine Robbe zum Abendessen. Der nette Bursche in Austfjordneset gab mir Robbenfleisch, das Beste überhaupt: einen Robbenkopf!

Jetzt muß ich aber weiter, dort vorn sehe ich einen Stein der ein bißchen aus dem Schnee herausschaut, den muß ich unbedingt markieren! Selbst wenn dieser Ulli schon wieder dagegen sein wird, weil ich die Pulka in die falsche Richtung ziehe. Wäre viel leichter, wenn er gleich zu dem Stein gegangen wäre!

Servus,
André

Montag, 21. Mai 2007

Meine Familie in der Arktis.


Ich versuche meine Gedanken zu sammeln, um ein Thema für den Block zu finden, aber es ist etwas schwierig, nachdem wir sieben Stunden gegen die Schwerkraft angekämpft und die Pulka bergauf gezogen haben! Also, ich könnte über die schöne Landschaft schreiben, über den Fjord, den wir gerade entlang gegangen sind, oder über die zahlreichen Eisbären, die wir in dieser Gegend angetroffen haben, oder nochmal über die Farben der Robben in der Mitternachtssonne, oder ich könnte über unseren letzten Besuch bei dem ortsansässigen Trapper berichten, aber mit verlaub, alle diese Themen sind eher langweilig! Ich werde über etwas für mich Wichtigeres schreiben und Euch einige Geschichten über die fünf Lebewesen berichten, mit denen ich jetzt die letzten 50 Tage verbracht habe.

"Ladies first", laßt mich mit Hella beginnen. Sie beeindruckt mich wirklich mit ihrem Mut und ihrer Zielstrebigkeit. Sie ist wirklich perfekt die Frau in unserer Gruppe und sie hat den Mut, den poetischen Geist, der in dem Blog überhand nimmt, zu durchbrechen, und über unseren Alltag mit seinen körperlichen Bedürfnissen zu berichten. Aber sie hat 40 Tage gebraucht um die richtige Größe für ihre Teleskopstöcke herauszufinden...

Mats, unser Outdoorexperte, verliert niemals seine Ruhe und Gelassenheit, wie schlecht auch immer die Situation sein mag. Ich werde nie den Abend vergessen, Anfang April bei minus 30 Grad. Ich bin in meinen Schlafsack geschlüpft und habe gebetet, daß ich am nächsten Morgen lebendig aufwache, während Mats unbekümmert und laut ein Kapitel aus seinem Buch vorgelesen hat

Nun über Kim: Autor, Poet, Schriftsteller und Chefredakteur von unserem Expeditionsfilm. Kim ist der Kopf unserer Gruppe. Während der ganzen Zeit, die er auf seinen Ski verbringt, plant er voraus und sammelt Ideen was er als nächstes tun wird! Sein Schwachpunkt: aufwachen! Morgens schaut er während einer Stunde vollständig betäubt aus und kann nicht mehr als ein Wort aufeinmal sprechen!

Ulli ist unser Clown. Er hat für jede Situation ein lustiges Wort. Er ist auch wirklich ein Akrobat. Er hat einen großen Unfall überstanden, als seine Pulka in voller Geschwindigkeit über ihn hinweggerast ist. Meistens hat Ulli eine außergewöhnliche Energie, aber wenn er erschöpft ist, ist er es wirklich. An manchen Abenden ist er so müde, daß wir ihn mit dem Löffel füttern müssen.

Zum Schluß zu, André, unser Hund, der ein vollständiges Mitglied unserer Gruppe ist. Er ist immer in guter Stimmung, und seitdem Staffan (der Trapper von Austfjord) ihm einen Robbenschädel zu fressen gegeben hat ist er voller Energie. André´s größtes Problem ist es, sich an die 24-stündige Helligkeit zu gewöhnen. Sobald wir aufhören Ski zu laufen, legt er sich schlafen. Wir fragen uns, was er macht, wenn wir schlafen!

Eine Frage an Alle, die ihr meine Gefährten besser kennt als ich :meint ihr, sie benehmen sich normal?

Unsere kleine Gemeinschaft kommt ganz gut zurecht. Ab und zu gibt es etwas Streß und Krach. Im Allgemeinen geht schlechte Stimmung einher mit grauem Wetter und Müdigkeit. Gruppenentscheidungen sind nicht einfach zu treffen, und man muß flexibel sein, um eine Übereinkunft mit den Anderen zu treffen. Abschließend betrachtet liegt die wirkliche Schwierigkeit und Herausforderung bei unserer Expedition darin, alle zusammen zu bringen! Die körperliche Herausforderung ist nur sekundär.....

Lucas

Freitag, 18. Mai 2007

Dinge, über die sich alle wundern, aber über die niemand spricht!

Der Sommer hat begonnen! Die Daunenjacke wird durch ein T-shirt ersetzt, der Schnee schmilzt und heute haben wir die ersten Spuren von Vegetation entdeckt! Gerade eben lag ich in einem Streifen Gras in der Sonne ganz in der Nähe von "Austvotnhytta" in "Wijdefjorden", der ersten Hütte, die wir auf unserer Tour bewohnt haben. Und was für ein schönes Gefühl das ist, den Sommerwind zu fühlen und zu riechen, und auch wenn es sich für die meisten von Euch wie früher Frühling anfühlt, für mich fühlt es sich an wie tropischer Sommer!

Ganz nah bei der Hütte ist ein winziger geschmolzener Bach, das erste flüssige Wasser, das wir seit 1 1/2 Monaten gefunden haben. Und auch der Teil unseres Lebens hier draußen, der weniger schön und auch der härteste Teil des Tages ist, wird sehr viel leichter: ja, ich spreche über das "große Geschäft" um es in schöne Worte zu fassen.
So ungewöhnlich und sozial verpönt es ist darüber in der Zivilisation zu sprechen, so normal ist es hier. Schließlich ist es nur eine natürliche Körperfunktion, und wenn man so nah beisammen ist wie wir für 24 Stunden am Tag, beginnt man die Pein und die Erleichterung der täglichen Toilettenexpedition zu teilen. Aber solange es schön warm und sonnig ist wie jetzt, ist es wirklich besser als die Toilette zu hause: man schnappt sich seine Tüte mit Toilettenpapier, eine für das neue und eine fürs benutzte - (wir verbrennen das benutzte Toilettenpapier), und sucht sich einen ruhigen Platz in einem gewissen Abstand von unserem Lager: der Abstand kann variieren zwischen 50 Metern bis hinunter zu 2 Metern, abhängig von dem Bedürfnis nach Privatsphäre und von der Dringlichkeit.
Aber wenn das Wetter weniger komfortabel ist, ist es ein ganz schöner Aufwand ein Loch zu graben und einen Windschutz zu bauen, um sich vom Schneetreiben zu schützen, und das Toilettenpapier kann in sekundenschnelle davonfliegen.

Während ich von dem "großen Geschäft" rede, möchte ich eine Antwort auf die Frage stellen, die mir als einzige weibliche Teilnehmerin immer wieder gestellt wurde: wie gehst Du mit deiner Periode um? Also ich kann sagen, es ist überhaupt keine große Angelegenheit, du machst einfach dasselbe wie zuhause, und der weibliche "Abfall" wird mit dem Toilettenpapier verbrannt!
Und was ist mit schlechter Stimmung? Keine Medizin ist da besser, als sich zu bewegen und die Pulka durch den tiefen Schnee einen steilen Abhang herauf zu ziehen, ich kann es nur empfehlen!
Oh ja und wenn ich schonmal dabei bin, werde ich die zweite Frage beantworten, die mir gestellt wurde, wie ich mit den "duftenden" Jungs auskomme. Sicher, sie stinken, sie tragen die gleichen Kleider seit 47 Tagen, sie duschen nicht.... gerade so wie ich und es ist ein Vergnügen!

Hella

Montag, 14. Mai 2007

Schnee, die schillernde Seite des Lebens.

Laßt es uns betrachten: für uns ist kein Element eleganter als Schnee. Er ist um uns herum, er ist unter uns, in vielen Fällen ist er über uns und sowieso ist er in uns. Wir sind in der Welt der Schneekönigin. Ich bin nicht in einer besonders schneereichen Gegend aufgewachsen; woher meine liebe zum Schnee kommt ist ein Mysterium.

Schnee ist nicht weiß! Wenn die Sonne auf den Schnee scheint, laufen wir über endlosen Felder mit Eisblumen in grün, blau, rot und gelb. Es ist ein funkelndes weiß.

Der Schnee ist nie langweilig, er kann sich umwandeln in lustige Zustände, aber er bleibt immer Schnee: hart wie Beton, wenn er vom Wind komprimiert wird, nicht mal Sissi, meine Pulka, macht dann eine Spur in ihm. Im Pulverschnee dagegen fliegen meine Ski durch die frisch gefallenen Schneekristalle.

Es erinnert mich an uns Menschen und Tiere: alle sind Individuen. Schnee auf unseren Ski ist geschmackvoll - aber in deiner Unterwäsche (nach dem pipi) ist er, laßt uns sagen, ungewöhnlich.

Schnee redet! Wenn ihr mir nicht glaubt, versucht es selber. Sucht etwas Schnee, geht darüber und lauscht. Für mich erklingt beim Ski fahren über kalten Schnee die beste life Symphonie, die ich je gehört habe.

Pulkas über den Schnee zu ziehen ist nie dasselbe, weder Heute noch Morgen: Harter Schnee läßt uns fliegen! Tiefer Schnee läßt uns sterben! Einige Worte, die ich nach einer Gletscherbesteigung im tiefen Schnee notiert habe: "Alles was ich will ist, dieses nicht aufzuschreiben: Ich kniee tief auf meine Ski nieder, mein Körper immer noch angebunden an meine Pulka. Ich weiß nicht wirklich ob es mein Körper ist oder meine Gedanken, die ruiniert werden. Während dem ziehen pocht mein Herz, meine Vorstellung ist grau, die Beine zittern, alles Mist!"
Nachdem ich das gesagt habe danke ich allen, die uns aufmuntern, uns SMS schicken, besonders die Geburtstagswünsche.

Bitte antwortet auf folgende Fragen per SMS:
- Was kann man aus Schnee bauen?
- Was ist die Farbe im Innern eines Iglus?
- Wie groß ist die Schneekönigin?
Nicht einfach, ich weiß!

Eine besondere Bemerkung an die "Skidoo"-fahrer Paul und Sigrid: Ohne Euch würde sich die Erde nicht mehr drehen, Danke.

Ulli

Warum?


Heute ist nicht einer von diesen Tagen, an denen ich mich gewöhnlich
selbst frage: "Warum bin ich eigentlich hier?". Solche Tage gibt es dann, wenn die Pulka schwer durch den tiefen Schnee zu ziehen ist, oder wenn der Wind die Berge herabbläst und das Zelt vibriert.

Heute ist nicht so ein Tag, heute ist ein Tag wo die Sonne sich langsam dem Horizont nähert, kurz davor jedoch umdreht um dann wieder aufzusteigen. Heute ist ein Tag, an dem die ganze Welt lieblich in warmes Gelb
gehüllt ist, und der klare blaue Himmel die umgebende Bergsilhuette grenzenlos erscheinen läßt. Die blaue Farbe, die gleichzeitig hell und dunkel ist, eine Farbe, die man nur dort findet, wo die Luft sauber und trocken ist, eine wundervolle Farbe. Heute ist ein Tag, an dem ich weiß, warum ich hier bin.

Ich war bereits auf Touren mit Ski, zu Fuß, und auf dem Wasser, wo mein Paddel seinen tropfenden Gesang in dem dunklen Wasser erklingen läßt, das dem Biber und dem Hecht gehört. Ich bin viel in der Welt herumgereist, und von Zeit zu Zeit ist die Frage aufgetaucht, warum tue ich das? Die Frage ist nicht einfach, aber heute kenne ich die Antwort. Wie schon so oft, kam mir die Antwort heute während wir uns nach Norden bewegten, mit der tiefstehenden Sonne auf der einen Seite, und unseren langgezogenen Schatten auf der anderen.

Ich fühle mich vollkommen, vollkommen und erfüllt. Dieses Gefühl hatte ich vorher schon mal und ich würde diesen Moment für nichts eintauschen. Dieser Augenblick ist die Reise wert, eine lange Reise. Ich fühle mich auch zuhause zufrieden, zuhause mit denen, die ich liebe, zuhause in meiner Stadt, zufrieden in einer pulsierenden Stadt. Ich liebe Städte, ich liebe es, auszugehen.
Es gibt einen Unterschied, einen kleinen nicht benennbaren Unterschied, den ich niemals in Worte fassen kann: den Unterschied zwischen der glücklichen Zufriedenheit "zu hause" und der "hier draußen". Das mag der Grund sein, warum ich immer wieder auf Reisen gehe: Den Einklang mit der Natur zu spüren, wenn der Abstand zwischen dir und deiner Umgebung klein ist, und dein Leben ganz von der Natur abhängig ist. Du mußt nicht auf lange Reisen gehen, das Gefühl der Vollkommenheit kann überall entstehen. Man kann es in der Musik, in der Kunst, und bei der Holzarbeit finden, aber heute fühle ich mich vollständig und zufrieden.

Heute ist ein guter Tag, ein guter Tag, um sich zufrieden zu fühlen. Wir haben bisher keinen schlechten Tag erlebt, einen schlechten Tag, ohne den Moment, wo das Licht die Wolkendecke durchbricht, wenn das schillernde Licht sein Gloria auf die Abhänge und das Treibeis sendet. Ich denke, es war Ibsen, der norwegische Dichter, der einmal diese Worte gesagt hat: "Hier oben auf den Bergen, hier ist Gott, und unten im Tal
sind die anderen, die Bewohner"

Heute ist ein guter Tag, ein guter Tag und ich fühle mich vollkommen, aber ich würde nicht sagen, daß das ein religiöses Gefühl ist, ich betrachte mich nicht als ein Überwesen, als ein mystischer Held, oder ein besonderer Mann. Ich bin einfach ich selber, lebe mein einfaches Leben, im Moment in einer wundervollen Umgebung mit dem Gefühl der Vollständigkeit.

Die Berge, der Schnee, die Gletscher, die Sonne und der Himmel, alles fühlt sich so nah und doch so fern an. Mein Körper bewegt sich langsam nördlich vorwärts, aber ich bin weder hier, um Ski zu fahren, noch, um einen Fuß vor den Anderen zu setzen, sondern ich bin hier, weil dies ein Teil meines Lebens ist, und sich vollkommen zu fühlen ist Teil meines Lebens. Das Gefühl der Vollkommenheit hier oben und zu Hause. Die Sonne beendet nie ihre Reise über unseren Köpfen, erreicht ihren tiefsten Punkt und verschwindet hinter einem Berg. Kalte Luft erreicht uns über die Hänge und über die Gletscher, es ist Zeit, das Lager aufzuschlagen. Meine Zeit des Philosophierens wechselt in die tägliche Routine: Zeltaufbauen, Schnee schmelzen, eine Mahlzeit bereiten, und in den Schlafsack hinein zu gleiten und in die Welt der Träume. Aber das gute Gefühl ist immer noch da, das Gefühl der Vollständigkeit.

Mats

P.S.: Dieser Block wurde vor ein paar Tagen geschrieben. Heute, am 9. Mai, ist der zweite Tag, den wir in unserem 30. Lager verbringen, der zweite wegen Schlechtwetterbedingungen und der Liebeskummerrettungsrunde, die von Longyearbyen geschickt wurde, um die jüngsten und die ältesten Mitglieder von unserem Team zu erfreuen, als wir gerade die Hälfte unserer Tour hinter uns hatten. Das Leben meint es immer noch gut mit uns und ich habe immer noch das Gefühl vollständig zu sein, aber die Frage, warum wir alle hier auf diesem Planeten sind bleibt immer noch ohne Antwort. Einige Fragen sind einfach nicht vollständig zu beantworten.

Dienstag, 8. Mai 2007

Nordwärts durch die helle Nacht

Hier könnt Ihr einen deutschen Übersetzungsvorschlag von dem Gedicht lesen, das sich Kim ausgedacht hat. Die Originalversion findet Ihr auf der englischen Blogseite.


Geräuschlos durch die Stille,
nur Schnee stöhnt unter unsern Ski'n,
vom Morgen bis zum Abend,
doch wann ist Nacht, und wann ist Tag?

Die Zeit verloren - keine Uhr in Sicht,
das Dunkel schläft - weck es nur nicht.
Mein Geist ist leer, doch träume ich die Welt,
die Arktis ruft - wer ihr verfällt.

Die Nacht ist fern, die Stunden hell,
wie findet sich der Schlaf so ein?
Die Lider schwer - die Glieder müd,
der Geist träumt süß von Dunkelheit.

Wohin mein Geist, auf Wanderschaft?
Ich denk an Wind und Schnee und Sturm,
an Einfachheit, an Ewigkeit,
ein Traum ganz ohne Zweifel.

An Zukunft und an Morgen-Grauen,
an Liebe, Friede, Heimat,
an Zorn und sanfte Worte,
an Einsamkeit und Glück.

Nordwärts mein Ski, der Sonne zu,
nach jedem Schritt ein Schritt;
die Welt schläft fest, ein Schritt dazu,
der Gletscher weint, der Winter flieht.

Kein Stern zu sehn - der Himmel blau,
tagein - tagaus kein Dunkel,
im Licht ein glitzernd' Schneekristall,
ich denke an des Lebends' Sinn.

Warum? und wie,
mit wem, wer weiß?
Des Lebens' lauf bleibt niemals stehn,
mein Geist, der denkt, mein Herz erahnt.

Dies ist mein Heim,
wo immerzu die Sonne steht;
bin nicht allein,
die Arktis lebt, das Dunkle geht.

/Kim

Sonntag, 6. Mai 2007

Herzlicher Empfang auf der Vagabond!


Als wir den langen Inglefieldbreen-Gletscher hinunter in Richtung Ostküste laufen fängt mein Herz an zu klopfen. Hier brauche ich weder Karte noch GPS, meine Skier finden fast von alleine den Weg, ich fühle mich, als ob ich gleich heimkommen würde. Nur 2 km entfernt befindet sich unser zweites Vorratslager und ein Ort, der mir persönlich sehr wichtig ist: die französische Polaryacht Vagabond. Nachdem wir die letzten Moränenhügel umrundet und an der Gletscherfront - der blaue Glücksstreifen, wie Ulli ihn nennt- entlanggelaufen sind, taucht sie endlich auf: das roter Schiff mit dem hohen Mast. Stolz steht sie da in der kleinen geschützten Bucht: die Vagabond, der einzige bewohnte Ort an der wilden Ostküste von Spitzbergen.

Eric und France, die Skipper, sind die neue Generation von Entdeckern in der Arktis! Neulich haben sie den arktischen Ocean umrundet; durch Freunde unterstützt segelten sie entlang der Nord-Ost-Passage (an der Sibirische Küste entlang) and im nächsten Sommer sind sie durch die Nord-West-Passage (Kanada/Alaska) wieder zurückgekommen. Sie werden dir erzählen, daß es eine schöne und amüsante Reise war, aber es sollte einem zu denken geben, daß sie die ersten waren, die solch eine Herausforderung mit einem Segelboot gemeistert haben! Die Vagabond überwintert gerade in Inglefieldbukta und Eric und France bieten hier Wissenschaftlern, die die Gegend erkunden wollen ein Basislager und logistische Hilfe an. Ein Hauptprojekt betrifft die Ozeanographie. Man untersucht das Entstehen von dichtem kaltem Salzwasser im nahegelegenen Storfjord, das einen Einfluß auf die globalen Meeresströmungen hat.
Nachdem wir auf dem Schiff herzlich empfangen worden sind, haben wir uns zwei gemütliche Tage lang ausgeruht, uns mit den Leuten hier unterhalten und sogar einen Eisbären zu Besuch gehabt (sie sind hier an der Ostküste relativ häufig). Vielen Dank nochmal an Eric, Frace und Léonie für ihre wunderbare Gastfreundschaft! Dies ist mein 4. Besuch auf der Vagabond. Es ist ein Ort, an dem ich viel über Abendteuer und das Leben in der Arktis gelernt habe, während ich die Umgebung zusammen mit Eric und France genoß. Deshalb war es für mich besonders schön an diesen außergewöhnlichen Ort zurückzukehren. Die Bucht ist schon fast eine Heimat für mich. Ich glaube, das ist auch ein Grund unserer Reise: Spitzbergen war für ein Jahr unser
Zuhause (für manche ist es das noch immer), und wir genießen einfach einen kleinen Spaziergang in unserem "Garten".

Lucas

Die F5 an Bord

Die F5 haben die Polare Yacht Vagabond erreicht. Mehr davon im Logbuch.

Mittwoch, 2. Mai 2007

Buntes Weiß


Wir sind nun schon über einen Monat unterwegs. Der Tag, an dem wir Longyearbyen verlassen haben scheint lange her zu sein, aber immer noch vergeht die Zeit sehr schnell. Unser Alltag hier unterscheidet sich sehr von einem Alltag in der Zivilisation, mit den täglichen Routinen, wie zum Beispiel Schnee zu schmelzen, den Lagerplatz aufzubauen und natürlich Ski zu fahren. Die Tage sind ähnlich, aber es wird nie langweilig und jeder Tag hat seinen eigenen Charakter. Wir haben viele Gletscher und Pässe im letzten Monat überquert, mit den Skiern durch eine endlos scheinende Landschaft in weiß und in blau. Aber das Weiß ist nie dasselbe, es kann eher grau sein im Whiteout oder blau in einem Schatten, oder alle Arten von rot, orange und pink in der späten Abendsonne, oder eher Nachtsonne, weil die Zeit der Mitternachtssonne hat nun begonnen.

Die Zeitlosigkeit des arktischen Sommers erlaubt es uns unseren Tag nicht nach den üblichen Tageszeiten zu richten. In den letzten Tagen haben wir unseren Skifahr-Rythmus in den Abend und in die Nacht verlegt, wenn das Licht so wunderschön ist, und wir schlafen am Tag, wenn die Sonne auch schläft.

Wenn kein Wind weht ist oft nichts zu hören in der weißen Unendlichkeit der Schneewüste und alles um einen herum scheint wie tot zu sein. Ich bin deshalb immer sehr glücklich auf Lebenszeichen zu treffen, wie zum Beispiel die Rentierherde, die wir in "Sørkapp" getroffen haben. Sie kamen sehr nah heran, um die komischen Kreaturen zu inspizieren, die ihr Land durchqueren.

Oder auch die Vögel, die wir mehr und mehr sehen. Heute haben wir auch unseren zweiten Eisbär gesehen, aber so wie der Erste, schien er mehr Angst vor uns zu haben als andersherum. Er ist davongerannt, ehe wir ihn richtig erkannt hatten. Anscheinend schaut unsere Karavane aus 7 Pulkas, 5 Menschen und einem Hund für die meisten Bewohner von Svalbard sehr fremdartig aus.

Wir bewegen uns weiter fort entlang der Ostküste von Spitzbergen
in Richtung Norden, und hinterlassen unsere Spur im "bunten" Weiß.

Hella

Dienstag, 1. Mai 2007

Die Geburtstagsmission



Alle von uns haben einmal Geburtstag. Meiner war gestern, oder vorgestern? Jeder war eingeladen. Hella, Kim, Lucas, Mats und André und alle anderen. Und viele sind gekommen! Vier Scooter sind hintereinander zu unserem Lagerplatz gekommen. Die Geburtstagsmission ist angekommen!

Ihr könnt euch vorstellen, wie willkommen alle die Sachen waren, die sie mitgebracht haben, aber ihre Anwesenheit war das größte Geschenk für mich das ich nie vergessen werde! 200 Kilometer in einem unbewohnten Gebiet anzureisen ist nicht nur ein Ausflug, es ist eine Mission!

Ich war und bin immer noch überwältigt: Sigrid, Sonna, Pal und Trond feierten mit uns auf dem besten aller Lagerplätze, den es auf dem "Flatbreen " Gletscher, oder sonstwo im Universum gibt! Sie verließen uns Nordwärts mit unseren besten Wünschen für ihre Reise, mit Briefen an unsere Liebsten und herzlichen Gedanken.

Es geschehen wunderbare Dinge in meinem Leben, Freundschaft ist eine davon. Unsere Gedanken sind mit Sigrid, Sonna, Pal, Trond. Wir wünschen euch eine gute Rückreise und danken euch vielmals!

Ulli

Ein Stuhl, ein Bad im Eis, und ein Geschwindigkeitsrausch

Brandneue Nachrichten aus dem arktischen Eis!

Ich betrachte den roten Berg und die gefrorene Bucht neben unserem Lager während ich in einem komfortablen Sonnenstuhls sitze.
Ich betrachte die Bewegung des Meer-eises während ich ins Wasser springe.
Ich betrachte die wilden Gletscher Südspitzbergens während ich mit 45 km/h Ski fahre.

Wenn das alles keinen Sinn für euch macht, müßt ihr weiterlesen. Die letzten Tage waren sehr Aufregend: Wir haben einen ganzen Tag in unserem Lager auf einem Gletscher verbracht, mit der Aussicht auf die sogennante "Ibukta"-Eisbucht.



Der kontrastreiche Ausblick auf den zerfurchten Gletschers und die gefrorene Bucht war überwältigend und ich habe die Zeit damit verbracht, einen komfortablen Armstuhl aus einem Schneeblock herauszuschnitzen, um die Schönheit dieses Ortes voll genießen zu können. Es tut mir Leid, aber die Schönheit kann man nicht beschreiben. Nicht, daß ich es nicht wollte, aber ich kann keine Worte dafür finden. Ich habe den ganzen Nachmittag und Abend in meinem Stuhl gesessen. Vier Tage später kamen wir zu dem Stuhl zurück und der Stuhl war immer noch an der Stelle, wo ich ihn errichtet hatte, sichtbar in einem Abstand von mehr als drei Kilometern.

Im Garten meiner Eltern lernte ich Schwimmen. Schon als ich klein war haben
sie mir Schwimmunterricht im kalten Wasser gegeben. Diese Angewohnheit habe ich beibehalten. Lucas und ich haben die Ankunft der Frozen Five an dem südlichsten Punkt von Spitzbergen so gefeiert: Diese Stelle wird auch der Punkt ohne Weiterkommen genannt, aber wir sind ungefähr 100 Meter weitergegangen, um ein großes Loch in das 10 Zentimeter dicke Meereis zu schlagen.



Ob ihr mir glaubt oder nicht ist mir egal, aber ich habe jeden Moment des Bades genossen, bei einer Wassertemperatur von minus 1,9 Grad Celsius. Unbekleidet und schnaufend langsam in das Eisloch hineinzugleiten, das ist der Moment in meinem Leben wo mein Geist ganz leer ist, aber voller Konzentration. Einfach Unvergleichlich!

Also, wie kannst Du Deine Ski mit 45 km/h auf flachem Schnee ohne Beihilfe jeglicher Maschine fortbewegen? Mit einen Gleitschirm! Ein wenig Stoff, ein paar Schnüre, und ab geht`s. Einer meiner Freunde lieh mir seinen Gleitschirm für diese Expedition. Wir haben ihn nur ausprobiert, aber noch nicht dazu benutzt, große Entfernungen zu überwinden.



Bei gutem Wind ist es ein reines Vergnügen über den Schnee zu gleiten. Ich liebe den Adrenalinstoß in meinen Venen und ich muß zugeben, ich liebe die Geschwindigkeit, ohne maschinelle Kräfte. Der Wind rafft die Schnüre, es ist der Geschwindigkeitsrausch!

Ulli

PS und Erratum: Die Verständigungsschwierigkeiten mit dem Satellitentelefon haben zu einem lustigen Übersetzungsfehler geführt: Das Deodorant "PBM" aus dem Artikel vom 25. April hat sich als sogennantes "VBL" entpuppt, ein Anti-Kondensations Sack, den man in den Schlafsack stecken kann um ihn trocken zu halten und vor Eisbildung durch den eigenen Atem zu schützen. Lucas hat diese Erklärung an Sylvie per SMS geschickt.

Donnerstag, 26. April 2007

Das Leben ist wie ein Zelt, es hat 2 Türen!

Spaß (und Philosophieren) beiseite, die FrozenFive wollen sich mit diesem neuen Gruppenansatz mal auf praktische Informationen aus dem "Entdecker"-Leben konzentrieren: die inneren Stimmen aus dem Inneren der Zelte.



Wo soll man da anders anfangen als bei den Innenzelten selbst? Wie zum Beispiel wer sich mit wem über was unterhält, wer "PBM" benutzt (eine feutigkeitsspendende Lotion, die den Geruch etwas reduzieren soll) (Warmduscher! AdR) und warum die zwei Küken der Gruppe erst letzte Woche ihren zweiten Zelteingang entdeckt haben.

Fangen wir mal mit André an: Er bleibt draußen, bei Schneefall oder Sonnenschein, geschützt hinter einer Wand aus Schnee, die wir jeden Abend für ihn bauen. Dann haben wir noch "Romeo" (früher einmal Zelt 2) mit Hella und ihren zwei Jungs, Mats und Ulli. Dann gibt es noch das "Kinderzelt", das liebevoll "Juliet" genannt wird und von Lucas und Kim bewohnt wird.

Da haben wir also zweimal ein zu Hause mit viel, viel Platz (jedes Zelt ist eigentlich für 4 Leute ausgelegt) und jeweils zwei Eingängen, das uns einen praktischen Unterschlupf bietet. Das Tunnel-design mit den zwei Apsiden und die funktionelle Austattung sind optimal für arktische Bedingungen. Wir bauen uns jeden Abend eine kleine Küche mit einem Regal und einem Kocher, und vergrößern den Platz in der Apsis indem wir ein Schneeloch schaufeln.

Die alltäglichen Tätigkeiten nehmen beim Leben im Zelt viel Zeit in Anspruch. Es gibt natürlich mehrere Philosophien wie man den Schnee für Trinkwasser und zum Kochen am besten schmelzen kann, wie unsere beiden Zelte "Romeo" und "Julia" zeigen. Die Montagues benutzen ihren Kocher im Innenzelt bei Temperaturen um 15°C. Im Gegensatz dazu bevorzugen es die Capulets, ganz nach dem großen Entdecken Fridtjof Nansen, sich lange Bärte wachsen zu lassen und in der Apsis zu kochen. Lucas ist für das Frühstück zuständig, Kim für das Abendessen.




Abschließend kann man nur noch Lucas zitieren: "Im Zelt verbringen wir 2/3 unserer Expedition...". So wächst uns unsere kleine "Heimat" doch ans Herz :-)
Die F5

SMS von Lucas

"Wir sind am 22. April am Südkap angekommen. Um Ulli und mich gebührend zu feiern sind wir in einem Loch am Rand des Packeises baden gegangen. Bussi Lucas"

White out

Das weiße Nichts, ein Gefühl von durchdringendem Weiß. Wie ein Milchbrei. Eine Welt ohne jeden Fixpunkt: Ohne oben, ohne unten, nur mit einer Spur hinter uns. Vorne, da ist alles weiß. Da ist nichts, oder könnte dort alles sein? Könnte vor mir alles existieren?



Die Zukunft ist unsicher, der nächste Schritt könnte aufwärts gehen, oder er könnte abwärts gehen. Ohne einen Fixpunkt verschwinden Raum und Zeit. Die Gedanken fangen an sich zu drehen. Ist dort ein Berg vor dir oder beginne ich zu fantasieren? Wo gehe ich gerade hin? Meine Augen suchen ständig einen Punkt, auf den sie sich fixieren können, aber alles ist weiß, nur weiß. Aber da ist etwas, ein kleiner Punkt. Ich fixiere ihn, es ist schwer, nein, da ist nichts. Das kleine Etwas ist nur ein Fleck auf meiner Sonnenbrille.

Mich vorwärts kämpfend, beginne ich zu schwitzen. Es könnte aufwärts gehen weil ich schwitze, und dort vorn, weit entfernt, sind die Umrisse eines Berges, etwas auf das sich meine Augen und Gedanken richten lassen. Dann verschwindet es. Wieder einmal bin ich alleine in der total weißen Welt und ich würde mich wahrscheinlich fürchten, wenn da nicht eine Spur hinter meinen Skieren bliebe, und wenn die vier anderen nicht in dieser Spur folgen würden. Das ist es, was mich in die richtige Richtung gehen läßt. Und von hinten zeigt mir Ulli wo ich hingehen muß. Wieder einmal bin ich vom richtigen Kurs abgekommen.

Ich richte meine Skier neu aus, ich drehe meinen Kopf zum weißen Nichts vor mir. Zu meiner Seele und mir selbst. Lenke meinen Geist wieder zu der weiße Welt, wo nur meine eigenen Gedanken halt geben.

Es ist immer noch weiß dort vorn, White out.

Mats

P.s. "White out" ist ein Ausdruck für das Zusammentreffen von
Schneefall und Nebel, das die Sicht extrem verringert, und
zusammen mit dem Schnee, der die Landschaft bedeckt, alles weiß macht.

Freitag, 20. April 2007

Das Leben, das Universum und der ganze Rest

Neueste Neuigkeiten aus der Arktis:

Ich habe den Sinn des Lebens entdeckt!

Naja, nicht wirklich, zumindest noch nicht. Aber jetzt wo ich Eure volle Aufmerksamkeit habe kann ich über die wirklich wichtigen Dinge reden, zum Beispiel wie's ist den wilden Süden von Spitzbergen auf Skiern zu durchqueren, und wie ich dem Gewicht meiner beiden Pulkas "Bozena" und "Lyyli" stand halte, und über die immer wiederkehrende Frage aller Fragen: Warum mache ich das ganze?

Jetzt wo wir in Richtung Süden unterwegs sind, fühle ich die Spannung in mir ansteigen. Wir haben ein Ziel, das einsame Südkapp! Der Punkt, an dem rein geographisch die meisten von uns ihrem zu Hause am nächsten sind, und doch einer der entlegensten Orte unserer Tour.

Das Südkapp ist noch mindestens 3 Tagesetappen entfernt. Heute haben wir die Grenze zu Sørkapp-Land überschritten. In einem Labyrinth aus Schmelzwasserbächen haben wir zum Empfang frische Eisbärenspuren entdeckt, und das uns nur zu gut bekannte Whiteout gibts hier auch. Diese letzte Grenze ist wirklich was ganz besonderes!

Jeder von uns hat seine eigene Stategie mit den Stapazen zurecht zu kommen. Für mich läufts darauf hinaus, es jedesmal zu genießen einen Schritt vor den anderen zu setzen. Ich kann nicht leugnen daß so mancher Schritt einem ganz schön zu schaffen macht, aber wenn Körper und Geist in Einklang stehen wirds zumindest machbar.

Aber warum das alles, wenn es so eine Stapaze ist?
Um ehrlich zu sein: Das Leben hier draußen ist der einzige Weg, dem echten Leben zu entkommen, mit seinen Unzählbaren Stolpersteinen und sozialen Erwartungen. Hier vereinfacht sich mein geschaftiger Lebensstil auf drei Dinge: Essen, schlafen, laufen, nach Wichtigkeit geordnet. Der ganze Comfort, den ich aufgebe um der Natur gehorchen zu müssen, ist nur ein kleiner Preis.

Gefahren: ein viel diskutiertes Thema bei Expeditionen, manchmal vielleicht etwas übertrieben (zum Beispiel Angriff von Eisbären), aber dafür unter anderen Umständen eher wenig beachtet (zum Beispiel von einem Auto überfahren zu werden). Und ob ihrs glaubt oder nicht, ich mache mir mehr Sorgen über die, die mir am Herz liegen, als über mich selbst hier in Sørkapp-Land. Immerhin habe ich hier vier Freunde und unseren Hund André die mich beschützen.

Ich denke an Euch, schicke etwas Eiszauber rund um die Welt, und wünsche Euch einen schönen Frühling (Herbst für die Kiwis).

Kim

PS.: Last but not least, die grosse Neuigkeit: Wir haben den König der Arktis gesehen. Wir müssen allerdings recht sonderbar riechen, weil er einen große Bogen um uns gemacht hat. Er ist nicht näher als ca. 1,5km an uns heran gekommen.


NB vom Blog-team: Die Nachricht wurde am 19.4. um 23:30 gesendet.


PPS von Mathias: Die Antwort war 42.

Dienstag, 17. April 2007

Zeit und Raum

In den letzten drei Tagen haben wir einen sehr speziellen arktischen Cocktail genossen, den ich "WSS" nenne: 1/3 Wind, 1/3 Sturm, 1/3 Schnee. Endlos ziehen wir unsere schwer beladenen Pulkas um den Hornsundfjord herum, und versuchen unseren Weg zum Südkap zu finden.

Das Vorankommen ist recht schwer, da wir uns durch tiefen und frischen Schnee wühlen müssen. Unsere arktische Karavane bewegt sich schwer und langsam vorwärts wie eine Elefantenherde.



Aber was in aller Welt gibt uns die Energie diese sinnlose Suche in dieser gefrorenen Wüste Spitzbergen fortzusetzen? Neugierde ist sicherlich einer der Hauptgründe, weiterzugehen. Wir sind permanent neugierig zu entdecken, was sich hinter dem nächsten Berg versteckt und welche arktischen Wunder auf uns warten. Jeder achtet besonders auf das, was uns die Wissenschaft gelehrt hat.

Kim, der Geologe, kann uns die Geschichte der Berge erzählen, indem er die Struktur der Steine beobachtet. Mats, der Biologe, liest die Fährten der "Ptarmiganen" (Schneehühner, AdR), den einzigen Vögeln, die in der Arktis überwintern. Hella, die Meteorologin, interessiert sich für "Zaturgis", besonderen Schneestrukturen, die vom Wind geformt werden. Ulli, der Glaziologe, verfolgt den Fluss der Gletscher und kann Gletscherspalten vorhersagen. Und mein wichtigstes Interesse gilt dem Meereis. Nur ein paar Zentimeter Eis, das Fjorde und Buchten abdeckt, sind notwendig, um uns neuen unendlichen Raum zu eröffnen und das Eis leicht zu überqueren.

Aber wir müssen vorsichtig sein!!!!!!!

Um uns in der arktischen Welt zurechtzufinden müssen wir auf der Hut sein und schnell vom beschaulichen Naturbeobachen auf voll Konzentration umschalten, um Gefahren wie Eisbären, Gletscherspalten oder Frostbeulen zu erkennen und zu vermeiden. Wenn ich müde bin vom Laufen und jeder Schritt eine Qual ist, versuche ich mich ganz auf den Moment zu konzentrieren, um mich von der rauhen Realität abzulenken, um den Schnee, der permanent
in mein Gesicht schlägt und den Wind, der jegliche Wärme aus mir heraussaugt, zu vergessen, damit ich die gesamte Umgebung, durch die wir uns bewegen, genießen kann.

"In jedem Moment liegt ein Stück Unendlichkeit"

Wie Sylvain Tesson, als er die Wüste Oustiourt in Kasachstan bei +45°C zu Fuß durchquerte, versuche auch ich mich auf mich selbst zu konzentrieren, um Raum und Zeit als Ganzes zu vergessen.

"Hier und Jetzt, in diesem Universum, herrscht ewige Ruhe, da weder Wind noch Sturm, der Realität entrückt, existieren können."

Lukas

Samstag, 14. April 2007

Wir folgen den Gesetzen der Natur...

Vor zwei Tagen, am Mittwoch morgen, verließen wir die polnische Station mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Weinend, weil es traurig war, die Zivilisation hinter sich zu lassen, lachend, weil wir uns auf die Fortsetzung unserer Tour freuten. Nur im Moment kommen wir nicht so gezielt vorwärts, wie in den letzten zwei Wochen. Besonders deshalb, weil die Eisbedingungen am Hornsund dieses Jahr äußerst schlecht sind. Zunächst entschieden wir uns an der Küste vom Hornsund entlang zu gehen und zu versuchen den Fjord weiter östlich zu überqueren. Deshalb haben wir den Gletscher Hansbreen gequert und sind durch eine schmale Rinne bzw. Schlucht bis zur nächsten Bucht gegangen. Am Ende der Schlucht mußten wir unsere zusätzlich schwer beladenen Pulkas einen 10 Meter hohen Absatz hochhiefen und nach einigen Versuchen fanden wir heraus, daß es am einfachsten ist wenn alle zusammen jede Pulka hochziehen.

Das Meereis in der Bucht war cirka 20 cm dick, und bestand aus kleinen zusammengefrorenen Treibeisstücken. Wir hatten überlegt, ob wir die Bucht mit Pulkas überqueren können. Aber die Entscheidung wurde uns am nächsten Morgen abgenommen, weil das Eis über Nacht aufgebrochen war, und deshalb gar nicht daran zu denken war die Bucht zu überqueren. Svalbard hat uns mal wieder gezeigt, daß die Natur hier über uns bestimmt, und wenn sie nicht will, daß wir einen Weg gehen, müssen wir umkehren und uns eine andere Route suchen. Deshalb sind wir wieder auf den Hansbreen Gletscher zurückgegangen, und planen auf dem Gletscher soweit nach Osten zu gehen, bis wir die Route treffen, die als Rückweg vom Südcap in Richtung Norden geplant ist, an dem unser Lebensmitteldepot liegt. Wir werden versuchen, auf diesem Weg das Südcap zu erreichen. Nicht nur die Route, auch das Wetter ist nicht vorrauszusehen. Heute entschieden wir uns, im Camp zu bleiben, da die Temperaturen über Null Grad geklettert sind und es zu regnen begonnen hat.

Aber trotz aller Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, bin ich sehr froh, wieder auf den Skiern zu stehen und ins Zelt zurückzukehren, nach zwei Tagen Zivilisation fühlt man sich da wieder wie zu Hause.

Hella

P.S. Ulli lädt jeden zu seiner Geburtstagsparty am 26. April ein. Den Ort findet ihr auf der tracer-karte. Geburtstagsgeschenke sind willkommen, aber nur, wenn sie bekömmlich und essbar sind!

Dienstag, 10. April 2007

Mail von Hella aus Hornsund



Wohl etwas überrachend eine Mail von mir zu bekommen - keine Angst, ich bin nicht zurueck in Longyearbyen, sondern wir sind in der polnischen Forschungsstation in Hornsund, und haben hier sogar Internet! (Neben warmen Räumen, Dusche und Essen.. ein Luxus..).

Somit habe ich die Gelgenheit einen ersten Bericht persoenlich von mir zu schicken:

Unser Start vor fast 2 Wochen in LYB war sehr aufregend, etwa 50 leute hatten sich vor dem Unis Gebaude versammelt um uns zu verabschieden. Mit den Worten "ich weiss nicht wo ihr hingeht, wir gehen Richtung sueden! Bis sommer!" sind wir losgezogen, es war wirklich ein toller Start. Seitdem sind wir 12 Tage unterwegs gewesen bis wir hier in Hornsund angekommen sind, 3 tage schneller als geplant, dank sehr gutem Wetter und optimalen Bedingungen.



Die ersten 2 Tage sind wir an der Scooter-"autobahn" richtung Svea entlang gegangen, und es war sehr schoen diese Strecke am 3.Tag zu verlassen. Die Pulka war gerade am Anfang fuer mich ziemlich schwer, obwohl ich wohl eine etwas leichtere habe als die "Jungs". Aber mit der Zeit ging es ganz gut, und gluecklicherweise hat sich mein Knie nach etwa 2 Tagen an die Belastung gewoehnt, so dass ich damit soweit keine Probleme hatte! Dann haben wir den Van Mijenfjord ueberquert, zum Glueck bei gutem Eis genauso wie spaeter Van Keulenfjord. Dazwischen lag ein Tag mit schlechtem Wetter, wir hatten unser Camp auf einem Pass zwischen den beiden Fjords, und auch wenn es kein wirklich schlimmer Sturm war entschieden wir den Tag im Zelt zu bleiben.



Seit der Ueberquerung von Van Keulen sind wir auf den riesigen Gletschern unterwegs, und die Landschaft ist einfach umwerfend wahnsinnig schoen!! Seitdem habe ich auch wieder das Gefuehl so richtig hier angekommen zu sein, und kann die Tour so richtig geniessen.



Auch mit dem Team klappt es sehr gut soweit, wir verstehen uns alle soweit gut und schaffen es gut zu koordinieren. Ich teile das Zelt mit Ulli und Mats und wir haben inzwischen schon ganz gute Routinen- auch wenn wir riesige Zelte haben ist es mit 3 Leuten teils etwas eng und man muss sich arrangieren wer wie wann sich bewegt. Bei den Temperaturen soweit (nachts oft bis -30 Grad) braucht auch alles so seine Zeit, vor allem Wasser schmelzen und kochen, so dass wir auch wenn wir um 7 aufwachen erst um etwa 10:30 losgehen koennen und am Abend auch einige Stunden brachen. Da wir zu dritt sind wechseln wir uns immer mit dem Kochen ab, so dass man 2 "freie" Abende zum Tagebuch schreiben ect. hat, und vor allem schoen, an 2 von 3 Morgen das Fruehstueck quasi in den Schlafsack serviert bekommt (was bei -25 Grad ein nicht zu unterschaetzender Faktor ist).



Mein Schlafsack ist zum Glueck auch warm genug, nur wird er wie anderes sehr eisig von aussen, aber in der Sonne am Tag laesst er sich gut trocknen auf der Pulka. Hier hatten wir zum Glueck nun die Gelegenheit uns und unsere Ausruestung zu trocknen und zu sortieren, und vor allem die Unmassen an Essen aufzuladen fuer die naechsten 27 Tage. Die Route wird von hier weg wohl etwas schwieriger werden, nur wenig Eis in dem Fjord hier (Hornsund), so dass wir unseren Weg entlang und aussenrum finden muessen. Wenn wir die andere Seite erreicht haben sollte es wieder einfacher sein, und wir folgen den grossen Gletschern noch etwa 40- 50 km bis zum Suedkapp. Aber dass werdet ihr ja weiterhin mitverfolgen koennen...

Auch unser Hund, Andre, ist super zu haben, er zieht eine ganze Menge Gewicht und hoert sehr gut - und ist immer fuer eine Streicheleinheit zu haben, ein wirklich lieber und treuer Kamerad.



Alles in allem geht es mir also sehr gut, und ich freue mich auf die naechsten Wochen der Tour. Vielen Dank fuer alle Nachrichten die geschickt wurden!!!!

Hella

p.s. von Mathias: Ein Paar Photos haben die FrozenFive auch gleich mitgeschickt.
Die Photos in diesem Post sind also aktuell und nicht aus dem Archiv.
(Es lohnt sich einmal auf das letzte zu klicken um es vergroessert anzuzeigen ;-)

Eine Nacht in der Hornsund-Villa


Eine schnelle Nachricht von der Hornsund Forschungsstation: Tatsächlich! Sogar hier inmitten dieser arktischen Wüste verbindet uns das Internet mit der ganzen Welt.
Wir sind hier am Montag spätnachmittag angekommen und wurden gleich herzlich empfangen. 10 Minuten nachdem wir im Haus waren haben sie uns schon eine ausgiebige warme Mahlzeit serviert!
Hornsund ist eine relativ kleine Forschungstsation, auf der nur 8 Leute überwintern. Zur Zeit befinden sich 12 Leute hier.
Die Polnischen Forscher sind sehr offen und haben uns herzlich empfangen. Wir freuen uns sehr, daß wir sie kennen gelernt haben. Das Leben hier ist so anders als das in Longyearbyen. Es ist eine einmalige Chance für uns hier zu sein, die Menschen hier zu treffen und für eine kurze Zeit ihre Art von Leben mitzuleben. Die Gegend um Hornsund ist komplett für Scooter und Touristen gesperrt. Hier gibt es nur Wissenschaftler.
Ich habe mir den Blog angeschaut und will hier mal dem Supportteam danken, das ihn immer auf den letzten Stand bringt. Es ist wirklich toll, daß wir dieses Informationsnetzwerk rund um unsere Expedition haben.
Besonders die "Swiss Pools" Geschichte war wirklich super! (Bitte in Englisch nachlesen, AdR). Ich habe auch auf unserer Webseite nachgeschaut: es sind schon 700 Leute pro Tag diese Woche, die uns hier "besuchen"!
Jetzt muß ich leider ins Bett gehen, glaube ich, weil meine Nasenspitze sich schon der Tastatur nähert. Alles läuft so gut, daß es fast zu schön ist, um wahr zu sein... Wahrscheinlich wird sich das aber am Donnerstag ändern: es ist ein Sturm mit Windgeschwindigkeiten bis zu 30 Knoten vorhergesagt!

Kim

p.s.: Kim schickt ein paar Photos mit, hier ist schonmal das erste davon :-)

Noch eine Oster-Überraschung

Gestern abend hat Lucas bei seinen Eltern angerufen und nochmal einen aktuellen Bericht abgeliefert.
Eines ist sicher: Die FrozenFive-Entdecker sind wirklich glücklich und genießen jede Sekunde ihres Skiausflugs. Sie kommen sehr gut voran und sind sogar ein wenig vor ihrem Plan. Der Sturm vor ein paar Tagen hat sie nicht lange aufgehalten.
Während des Sturmes hatten sie Probleme weil ihr Zelt nicht ganz geschlossen war und der eisige Wind Teile ihres Gepäcks gefroren hat.
Abgesehen von diesem Pech haben sie bisher Glück gehabt und erfreuen sich an dem perfekten Wetter: sehr kalt und sonnig. Die niedrigen Temperaturen (bis -30°C) sorgen für gute Schnee- und Eisverhältnisse.
Ihre Muskeln gewöhnen sich langsam daran die Pulkas zu ziehen, auch wenn sie schon einen harten Tag hatten, an dem es nur bergauf ging. Es war so eisig, daß sie sogar ihre Steigeisen benutzen mußten. Im tiefen Neuschnee ist die Pulka schwer zu ziehen, aber über harten, gefrorenen Schnee gleitet sie leicht dahin, sodaß sie kaum zu spühren ist.
Was das Essen anbelangt haben sie es wohl etwas zu gut gemeint! Nur Ulli schafft es bisher seine komplette Ration aufzufuttern, den anderen bleibt immer etwas übrig. Sie wollen den Überschuß an der Polnischen Forschungsstation zurücklassen, die sie am Montag erreichen werden.
Bisher haben sie Rentiere gesehen, aber noch keine Eisbären. Diese sind aber nicht weit entfernt: eindeutige Fußstapfen wurden schon da und dort im Schnee gesehen.
Lucas ist total beeindruckt von der herrlichen Landschaft, die sich ihm und seinen Kameraden Tag für Tag mehr eröffnet. Auch wenn er schon einige Zeit in der Arktis verbracht hat fühlt er sich doch immer noch recht klein vor dieser großartigen Schönheit der Berge und Gletscher, die größer sind als 2 Autobahnen zusammen!

Sonntag, 8. April 2007

Ostergrüße

Hallo!

Hier spricht Mats von der FrozenFive Gruppe, der heute die Nachrichten übermittelt. Es war recht schwer für uns alle nach der Unterbrechung, wieder neu zu starten. Heute haben wir die Nup-passage erreicht und die alten Berge und Täler hinter uns gelassen. Als wir diese vollständig neue Gegend betreten haben, realisierte Ich, wie lange wir in derselben Landschaft zugebracht hatten. Heute hatten wir Sonnenschein und wir haben eine große Strecke geschafft und es ist wirklich ein schöner Tag für uns alle gewesen. Das Wetter war sehr gut, alle sind glücklich und sogar unser Hund Andre ist gut mit uns mitgelaufen. Ab und zu darf er frei am Camp herumlaufen.

Wir wünschen Euch alles Gute und jedem von Euch zu Hause frohe Ostern. Wir bedanken uns für alle Botschaften, die wir aus der Ferne erhalten haben, und wir hoffen, bald wieder von Euch zu hören.

Bye Bye!
Mats


p.s.: Die Stimmen der FrozenFive auf Sylvies Anrufbeantworter sind manchmal schwer zu verstehen, sie bemüht sich trotzdem alles möglichst genau wiederzugeben.

Freitag, 6. April 2007

Stürmische Grüße

Servus, hier spricht die Arktis.
Es ist wirklich ein wahrhaft besonderer Platz und schwer zu beschreiben für einen der diesen Wind nicht am eigenen Leib gespürt hat! Trotzdem werde ich Euch darüber berichten.

Fast eine Woche ist vergangen seit wir vor einer Woche die Zivlisation verlassen haben. Wir sind immer noch damit beschäftigt uns an die arktische Umgebung zu gewöhnen. An diesem schönen, wenn auch kalten Dienstag konnten wir uns voll auf die Arktis einlassen.

Derzeit hat der Wettergott einen "Woche-14-Sturm" (Berühmt-berüchtigte Stürme in Woche 14 auf Spitzbergen, AdR) auf unserem Weg eingeplant und nachdem wir mit dem Meteorologen am Flughafen Longyearbyen Kontakt aufgenommen hatten, haben wir uns dazu entschieden für einige Tage nicht weiterzugehen bis der Sturm vorüber ist. Im Schutze der größten Schneewand die wir je gebaut hatten, haben wir nun einige Zeit über Dinge nachzudenken die für jeden persönlich wichtig sind.

Zuerst einmal sind hier oben dreckige Socken und stinkende Kleider noch lange kein Grund zur Panik. Eis im Schlafsack, auf der anderen Seite, ist eine große Sorge. Kommunikation ist, so wie eigentlich überall, der Schlüssel um eine gute Stimmung aufrecht zu erhalten. So weit, so gut. Der Geist der FrozenFive ist nach wie vor auf unserer Seite.

Bevor ich jetzt wieder die kaputten Ausrüstungsgegenstände bei -15 Grad reinige und repariere, noch ein kleiner Rat:

Lebe Deine Träume! Genau das tue ich zur Zeit, und auch wenn ich es möglicherweise etwas kalt habe, etwas stinke (ziemlich, AdR) und vom Ziehen von mehreren Tonnen körperlich etwa angeknackst bin, so bin ich immer noch der glücklichste Kerl auf der Welt.

Kim

ps.: Ich bin noch glücklicher, weil ich alle Eure Botschaften gelesen habe. Danke für all die Unterstützung aus der ganzen Welt.

Montag, 2. April 2007

Erste Satellitenbotschaft von den Fünf - kein Aprilscherz!

Gestern, am Sonntag den 1.4. gegen 23:30 Uhr hat Sylvie die erste Nachricht der FrozenFive über ihr Satelitentelephon bekommen. Im Durchschnitt
erwartet sie 2-3 Nachrichten pro Woche. Dadurch kann sie den englischen und den französischen Blog auf den letzten Stand bringen, und ich dann den deutschen. Außerdem wird der Fortschritt auf der Karte eingetragen, damit ihr das Vorankommen direkt verfolgen könnt.




Die Photos zum Text sind aus dem Archiv der FrozenFive von früheren Touren.

Den Fünf Mitgliedern der Truppe und dem Hund Andre geht es gut und um 22:30 sind sie gerade erst damit fertig geworden ihr Camp für die Nacht aufzustellen. Sie sind am Sonntag 20km weit gekommen. An diesem langen Tag auf Skiern in Kälte und Wind haben sie es geschafft den Van Mijen Fjord, der in Svea endet, zu überqueren.

Seit ihrem Aufbruch in Longyearbyen ist das Wetter schön, aber es ist sehr kalt (-30°C und weniger). Bei diesen Bedingungen wird jeder Handgriff sehr mühsam: zum Beispiel ist es sehr schmerzhaft, wenn man ein Metall berührt. Um Schmerzen zu vermeiden muß also jede Bewegung genau durchdacht und vorausgeplant werden. Vor allem die Hände, aber auch das Gesicht und die Füße müssen vor Erfrierungen geschützt werden.

Diese große Kälte, die dem Körper so zu schaffen macht, hat jedoch für gute Eis- und Schneebedingungen auf dem Fjord gesorgt so daß die Fünf ihn direkt überqueren konnten.

Am Freitag haben die Fünf Besuch von ein paar Freunden aus Longyearbyen gehabt, die mit Scootern hinterhergedüst sind. Sie haben ein paar vergessene Sachen mitgebracht (siehe unten) und alle haben zusammen die Nacht verbracht. Vielen Dank für die schöne gemeinsame Zeit.

Die FrozenFive danken auch allen, die am Donnerstag (29.3.) bei der schönen Abschiedszeremonie vor der Universität UNIS dabei waren. Die Begeisterung und Hilfe von allen wird sie den ganzen Weg lang begleiten!

Sie danken auch den vielen Freunden und natürlich den Familien, die ihnen zahlreiche Nachrichten zur Unterstützung geschickt haben. Im Zusammenhang damit haben sie die Bitte geäußert, das Iridium-formular

http://messaging.iridium.com/

oder die email-addresse

881631578544@msg.iridium.com

zu benutzen. Es gibt scheints Probleme beim Lesen von Nachrichten, die driekt von der Seite der FrozenFive abgeschickt werden.

Zum Programm des heutigen Montags: Ruhetag! Es ist an der Zeit den ersten Muskelkater, der durch das hohe Tempo seit ihrer Abreise entstanden ist, zu kurieren und nasse und gefrorene Kleidung zu trocknen.

Mathias und Sylvia

Erste Nachrichten von den F5!



Sana, eine Freundin der Frozen Five, hat die fünf gestern getroffen und gute Neuigkeiten mitgebracht:
"Bisher haben sie das Ende des Gangalen erreicht und steuern auf Reindalen und den Van Mijen Fjord zu. Nach zwei Tagen auf Ski haben sie keine Frostbeulen, keine Eisbären gesehen und eine lange Liste von Sachen, die sie vergessen haben."

Die Wichtigsten Dinge hat Sana ihnen dann noch hinterhergebracht, wie zum Beispiel das Benzin für ihre Kocher. Durch ein Mißverständnis hat sie zuerst gedacht, daß der GESAMTE Vorrat vergessen wurde. Es hat sich aber herausgestellt, daß nur die Notration vergessen wurde. Die Fünf sind also besser ausgestattet als landläufig vermutet wird.

Einer der wichtigen Gegenstände, die noch fehlen, ist eine Spezialflasche (500ml) für Ulli, damit er in den kalten Nächten nicht seinen warmen Schlafsack verlassen braucht, wenn er mal für kleine Eisbären muß...

Wenn ihr also zufällig in Spitzbergen vorbeikommt, schaut bei den Frozen Five vorbei, die sich (mit oder ohne Flasche) über jeden Besuch freuen!

Kim drückte das mit einer kleinen Abwandlung des bekannten englischen Sprichwortes so aus: " Drei Besucher am Tag erhalten die gute Gesundheit!" (zumindest wenn keine Eisbären darunter sind ;-) AdR)

Samstag, 31. März 2007

Los gehts!

Die FrozenFive Expedition ist gestartet! Am 29.03.07 sind Hella, Ulli, Mats, Lucas und Kim von Longyearbyen aus wie geplant aufgebrochen. Um einen Eindruck zu bekommen kann man sich den Artikel über Ihren Start im Svalbardposten ansehen, mit einem Photo von ihrem Abmarsch.



Wo sich die Fünf gerade befinden, kann man auf der Spitzbergenkarte (fast) live mitverfolgen. Wer den FrozenFive eine kurze Nachricht auf ihr Satellitentelefon senden will, kann das Formular auf www.frozenfive.org verwenden, direkt eine SMS an 881631578544@msg.iridium.com schicken oder über http://messaging.iridium.com/
an die Nummer 881631578544 seine höchstens 160 Zeichen langen Grüße in die Arktis loswerden. Sie freuen sich bestimmt über jede Nachricht!

Mathias