Freitag, 20. April 2007

Das Leben, das Universum und der ganze Rest

Neueste Neuigkeiten aus der Arktis:

Ich habe den Sinn des Lebens entdeckt!

Naja, nicht wirklich, zumindest noch nicht. Aber jetzt wo ich Eure volle Aufmerksamkeit habe kann ich über die wirklich wichtigen Dinge reden, zum Beispiel wie's ist den wilden Süden von Spitzbergen auf Skiern zu durchqueren, und wie ich dem Gewicht meiner beiden Pulkas "Bozena" und "Lyyli" stand halte, und über die immer wiederkehrende Frage aller Fragen: Warum mache ich das ganze?

Jetzt wo wir in Richtung Süden unterwegs sind, fühle ich die Spannung in mir ansteigen. Wir haben ein Ziel, das einsame Südkapp! Der Punkt, an dem rein geographisch die meisten von uns ihrem zu Hause am nächsten sind, und doch einer der entlegensten Orte unserer Tour.

Das Südkapp ist noch mindestens 3 Tagesetappen entfernt. Heute haben wir die Grenze zu Sørkapp-Land überschritten. In einem Labyrinth aus Schmelzwasserbächen haben wir zum Empfang frische Eisbärenspuren entdeckt, und das uns nur zu gut bekannte Whiteout gibts hier auch. Diese letzte Grenze ist wirklich was ganz besonderes!

Jeder von uns hat seine eigene Stategie mit den Stapazen zurecht zu kommen. Für mich läufts darauf hinaus, es jedesmal zu genießen einen Schritt vor den anderen zu setzen. Ich kann nicht leugnen daß so mancher Schritt einem ganz schön zu schaffen macht, aber wenn Körper und Geist in Einklang stehen wirds zumindest machbar.

Aber warum das alles, wenn es so eine Stapaze ist?
Um ehrlich zu sein: Das Leben hier draußen ist der einzige Weg, dem echten Leben zu entkommen, mit seinen Unzählbaren Stolpersteinen und sozialen Erwartungen. Hier vereinfacht sich mein geschaftiger Lebensstil auf drei Dinge: Essen, schlafen, laufen, nach Wichtigkeit geordnet. Der ganze Comfort, den ich aufgebe um der Natur gehorchen zu müssen, ist nur ein kleiner Preis.

Gefahren: ein viel diskutiertes Thema bei Expeditionen, manchmal vielleicht etwas übertrieben (zum Beispiel Angriff von Eisbären), aber dafür unter anderen Umständen eher wenig beachtet (zum Beispiel von einem Auto überfahren zu werden). Und ob ihrs glaubt oder nicht, ich mache mir mehr Sorgen über die, die mir am Herz liegen, als über mich selbst hier in Sørkapp-Land. Immerhin habe ich hier vier Freunde und unseren Hund André die mich beschützen.

Ich denke an Euch, schicke etwas Eiszauber rund um die Welt, und wünsche Euch einen schönen Frühling (Herbst für die Kiwis).

Kim

PS.: Last but not least, die grosse Neuigkeit: Wir haben den König der Arktis gesehen. Wir müssen allerdings recht sonderbar riechen, weil er einen große Bogen um uns gemacht hat. Er ist nicht näher als ca. 1,5km an uns heran gekommen.


NB vom Blog-team: Die Nachricht wurde am 19.4. um 23:30 gesendet.


PPS von Mathias: Die Antwort war 42.

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