Dienstag, 1. Mai 2007

Ein Stuhl, ein Bad im Eis, und ein Geschwindigkeitsrausch

Brandneue Nachrichten aus dem arktischen Eis!

Ich betrachte den roten Berg und die gefrorene Bucht neben unserem Lager während ich in einem komfortablen Sonnenstuhls sitze.
Ich betrachte die Bewegung des Meer-eises während ich ins Wasser springe.
Ich betrachte die wilden Gletscher Südspitzbergens während ich mit 45 km/h Ski fahre.

Wenn das alles keinen Sinn für euch macht, müßt ihr weiterlesen. Die letzten Tage waren sehr Aufregend: Wir haben einen ganzen Tag in unserem Lager auf einem Gletscher verbracht, mit der Aussicht auf die sogennante "Ibukta"-Eisbucht.



Der kontrastreiche Ausblick auf den zerfurchten Gletschers und die gefrorene Bucht war überwältigend und ich habe die Zeit damit verbracht, einen komfortablen Armstuhl aus einem Schneeblock herauszuschnitzen, um die Schönheit dieses Ortes voll genießen zu können. Es tut mir Leid, aber die Schönheit kann man nicht beschreiben. Nicht, daß ich es nicht wollte, aber ich kann keine Worte dafür finden. Ich habe den ganzen Nachmittag und Abend in meinem Stuhl gesessen. Vier Tage später kamen wir zu dem Stuhl zurück und der Stuhl war immer noch an der Stelle, wo ich ihn errichtet hatte, sichtbar in einem Abstand von mehr als drei Kilometern.

Im Garten meiner Eltern lernte ich Schwimmen. Schon als ich klein war haben
sie mir Schwimmunterricht im kalten Wasser gegeben. Diese Angewohnheit habe ich beibehalten. Lucas und ich haben die Ankunft der Frozen Five an dem südlichsten Punkt von Spitzbergen so gefeiert: Diese Stelle wird auch der Punkt ohne Weiterkommen genannt, aber wir sind ungefähr 100 Meter weitergegangen, um ein großes Loch in das 10 Zentimeter dicke Meereis zu schlagen.



Ob ihr mir glaubt oder nicht ist mir egal, aber ich habe jeden Moment des Bades genossen, bei einer Wassertemperatur von minus 1,9 Grad Celsius. Unbekleidet und schnaufend langsam in das Eisloch hineinzugleiten, das ist der Moment in meinem Leben wo mein Geist ganz leer ist, aber voller Konzentration. Einfach Unvergleichlich!

Also, wie kannst Du Deine Ski mit 45 km/h auf flachem Schnee ohne Beihilfe jeglicher Maschine fortbewegen? Mit einen Gleitschirm! Ein wenig Stoff, ein paar Schnüre, und ab geht`s. Einer meiner Freunde lieh mir seinen Gleitschirm für diese Expedition. Wir haben ihn nur ausprobiert, aber noch nicht dazu benutzt, große Entfernungen zu überwinden.



Bei gutem Wind ist es ein reines Vergnügen über den Schnee zu gleiten. Ich liebe den Adrenalinstoß in meinen Venen und ich muß zugeben, ich liebe die Geschwindigkeit, ohne maschinelle Kräfte. Der Wind rafft die Schnüre, es ist der Geschwindigkeitsrausch!

Ulli

PS und Erratum: Die Verständigungsschwierigkeiten mit dem Satellitentelefon haben zu einem lustigen Übersetzungsfehler geführt: Das Deodorant "PBM" aus dem Artikel vom 25. April hat sich als sogennantes "VBL" entpuppt, ein Anti-Kondensations Sack, den man in den Schlafsack stecken kann um ihn trocken zu halten und vor Eisbildung durch den eigenen Atem zu schützen. Lucas hat diese Erklärung an Sylvie per SMS geschickt.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Seh ich auch so